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Auf das Vorkrisenniveau fehlen den heimischen Betrieben zwei bis drei Milliarden Euro Umsatz.
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Bei den österreichischen Gewerbe- und Handwerksbetrieben ist wieder ein großes Wehklagen zu vernehmen. War die Erholung im vergangenen Jahr über weite Strecken bereits vielversprechend gelaufen, endete 2021 wegen des vierten Lockdowns sowie der rasanten Ausbreitung von Omikron mit einem "sehr bitteren Beigeschmack", wie die zuständige Bundessparte der Wirtschaftskammer am Freitag berichtete. Das neuerliche Aufwallen der Corona-Pandemie habe den Aufschwung ausgebremst. "Die Betriebe sind deshalb extrem verunsichert und mit mehrheitlich negativen Erwartungen in das neue Jahr 2022 gestartet", erklärte Spartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster in einer Online-Pressekonferenz.
Was den Firmen neben Covid ebenfalls zu schaffen macht, sind Lieferengpässe bei einzelnen Rohstoffen wie etwa Holz sowie die damit einhergehenden hohen Materialkosten, aber auch die kräftig gestiegenen Energiepreise und der akute Mangel an Fachkräften. "Viele Betriebe sind von diesen Problemen stark betroffen", sagte Scheichelbauer-Schuster.
Zuletzt zählte die Bundessparte Gewerbe und Handwerk laut ihrem Geschäftsführer Reinhard Kainz in Summe 233.354 Firmen. Die Zahl der Beschäftigten lag alles in allem bei rund 709.600 Personen.
Friseure leiden besonders
Für das abgelaufene Jahr 2021 geht die KMU Forschung Austria, ein der Wirtschaftskammer nahestehendes Institut, auf Basis jüngster Datenerhebungen von einem Spartenumsatz von 105 bis 106 Milliarden Euro aus. Zwar sind das um 5 bis 6 Milliarden mehr als im Rezessionsjahr 2020, dennoch bleibt der Wert weit von jenen gut 108 Milliarden Euro entfernt, die im Jahr 2019 erwirtschaftet wurden. "Auf das Vorkrisenniveau fehlen somit noch zwei bis drei Milliarden Euro Umsatz", rechnete Christina Enichlmair von der KMU Forschung vor.
Dass sich die Stimmung im heimischen Gewerbe und Handwerk mittlerweile stark eingetrübt hat, zeigt eine rund um den Jahreswechsel durchgeführte Umfrage. Demnach waren laut Enichlmair 98 Prozent der befragten Betriebe aus den konsumnahen Branchen Friseure, Fußpflege/Kosmetik/Masseure, Berufsfotografen sowie Mode und Bekleidungstechnik vom vierten Lockdown und den damit verbundenen Beschränkungen betroffen.
Bei 56 Prozent waren die Aufträge oder die Nachfrage rückläufig. Weiters gaben 35 Prozent der Firmen - vor allem Friseure - an, Liquiditätsprobleme zu haben. "Gute" bis "sehr gute" Umsätze erwarten für das erste Quartal 2022 lediglich zwei Prozent der befragten konsumnahen Betriebe (8 Prozent "zufriedenstellend", 35 Prozent "schlecht" bis "sehr schlecht", 55 Prozent "nicht abschätzbar").
Dem gegenüber sehen sich mit 54 Prozent deutlich weniger Betriebe in den investitionsgüternahen Branchen Bau, Baunebengewerbe, Tischler und Metallgewerbe von den Lockdown-Folgen betroffen. Hier meldeten 26 Prozent rückläufige Aufträge und Kundenzahlen, 5 Prozent haben Liquiditätsprobleme. 16 Prozent erwarten für das erste Quartal "gute" bis "sehr gute" Auftragseingänge (51 Prozent "zufriedenstellend", 6 Prozent "schlecht" bis "sehr schlecht", 27 Prozent "nicht abschätzbar"). Allerdings hatten 80 Prozent der Betriebe am Bau und im baunahen Gewerbe sowie 93 Prozent der Tischler zuletzt mit Problemen bei der Beschaffung von Materialien und Rohstoffen zu kämpfen. Nur 14 Prozent sehen für das erste Quartal keine nennenswerten Zulieferprobleme.
Mehr Lehrlinge
Erfreulich war zuletzt die Entwicklung der Lehrlingszahlen: Ende Dezember gab es im Gewerbe und Handwerk 13.596 Lehranfänger im ersten Lehrjahr (plus 4,7 Prozent). Insgesamt bilden die Betriebe der Sparte derzeit 46.875 Lehrlinge aus - um 0,5 Prozent mehr als vor einem Jahr. (kle)