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Gewerkschaft muß sich modernisieren

Von Heike Hausensteiner

Politik

Der 14. Gewerkschaftstag der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) wird heute abend im Austria Center in Wien eröffnet. Im Vorfeld zog der bisherige GPA-Vorsitzende, Hans Sallmutter, der für | eine weitere Amtsperiode gewählt werden soll, eine positive Bilanz der vergangenen vier Jahre.


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Bei verschärften Rahmenbedingungen und unter dem Eindruck der Budgetkonsolidierung, der Sparpakete und der Pensionsreform zeigt sich der Vorsitzende zufrieden mit der von der GPA geleisteten

Arbeit. Allein im Jahr 1997 hat die GPA 120 Kollektivverträge abgeschlossen. Die Rechtsschutzabteilung etwa hat im Berichtszeitraum mehr als zwei Milliarden Schilling für Mitglieder "erstritten".

Ein großes Thema am Gewerkschaftstag ist die Steuerpolitik. Sallmutter möchte hier den Druck in Richtung einer Wertschöpfungsabgabe erhöhen, um den von der Wirtschaft beklagten hohen

Lohnnebenkosten Rechnung zu tragen. Der GPA-Vorsitzende appellierte im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" um "Mut, auch auf höchster politischer Ebene", im Zuge der Steuerreform Österreichs

Haushalte um 20 Milliarden Schilling zu entlasten. Das sei finanzierbar und erhöhe letztlich die Inlandsnachfrage. Die Vorstöße in Richtung einer Aktienbesteuerung würden nicht ausreichen, sondern

notwendig seien auch Schritte in Richtung einer Energiesteuer, so Sallmutter. "Viele dieser Maßnahmen muß man sich trauen", in diesem Zusammenhang sieht der GPA-Vorsitzende die Nationalratswahlen im

kommenden Jahr als Chance.

Kernstück des Gewerkschaftstages ist die Zukunft der österreichischen Gewerkschaftsbewegung, die den Verantwortlichen derzeit einiges Kopfzerbrechen bereitet. Die GPA ist zwar die stärkste

Einzelgewerkschaft Österreichs, Zentralsekretär Wolfgang Katzian beklagt jedoch einen "schmerzlichen Verlust" an Mitgliedern von rund 340.000 auf knapp 302.000 in der vergangenen

Amtsperiode. Sallmutter führt das einerseits auf den wirtschaftlichen Strukturwandel, andererseits auch auf die zunehmend individualisierte Wohlstandsgesellschaft zurück. Die Gewerkschaft sei keine

Organisation der "Stellvertreterpolitik", wo man "oben den Mitgliedsbeitrag einzahlt, und unten kommt der Kollektivvertrag heraus", meint Sallmutter. Die GPA soll daher modernisiert und die

Mitglieder stärker eingebunden werden. Sallmutter sieht hier hohen Nachholbedarf, die Gewerkschaft soll sich verstärkt ins Bewußtsein der Bevölkerung rücken und ihre Erfolge besser verkaufen. Als

"Zuckerl" bietet die GPA ihren Mitgliedern künftig einen kostenlosen Zugang zum Internet.