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Die Post-Gewerkschaft sträubt sich nun auch gegen einen Teilverkauf der Post AG und will dagegen kämpfen. Bisher schien die Belegschaftsvertretung nur beim Mehrheitsverkauf kampfbereit. Gewerkschaftschef Gerhard Fritz kündigt Maßnahmen an, "die Österreich im Bereich der Post noch nie erlebt hat". Details der Strategie wollte er nicht verraten, die Pläne dazu seien aber schon fertig und könnten jederzeit umgesetzt werden.
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"Der Boden für einen möglichen Verkauf wurde gut aufbereitet", empört sich Fritz. Dabei werde mit falschen Zahlen gearbeitet, die dem Unternehmen schaden. "Da wird getan, als wäre die Post ein Sanierungsfall. Das ist aber nicht wahr, im Gegenteil sie wird aber um 600 Mill. Euro schlechtergeredet als sie ist."
Konkret bezieht sich Fritz auf die Aussagen des Eigentümervertreters und ÖIAG-Vorstandes Peter Michaelis, wonach bis Ende 2007 der Verlust auf 258 Mill. Euro angewachsen sein wird. Vor dem Industrieausschuss im Parlament und im ÖIAG-Aufsichtsrat habe Michaelis vor den drohenden Verlusten gewarnt und damit untermauert, dass die Post ohne strategischen Partner nicht zurechtkomme. Die Zahlen stammen laut Fritz aus einem Diskussionspapier zum Thema strategische Partnerschaft, das Post-General Anton Wais erstellen ließ.
Post kann ohne Partner leben Tatsächlich erwarte Post-Finanzvorstand Rudolf Jettmar in besagtem Zeitraum bis 2007 einen kumulierten Gewinn von 345 Mill. Euro. Fritz legt nach: 2003 wurde ein Gewinn von 46 Mill. Euro erwirtschaftet und im ersten Quartal 2004 liege er sogar bei 52,6 Mill. Euro. Es sei nicht zu erwarten, dass die sich diese Tendenz massiv verschlechtere. Vorhergesagt war ein Rückgang des Umsatzes von 5%, stattdesen sei dieser um 5% gestiegen.
Von einer Bedrohung für den Fall, dass die Post ohne Partner bleibt, könne folglich keine Rede sein. Die Gewerkschaftsvertreter erwägen deshalb, Michaelis bei der Hauptversammlung am 18. Juni das Vertrauen zu entziehen. Von der Regierung erwarten sie, dass sie ihren Privatisierungsauftrag wieder zurückzieht und die ÖIAG ermächtigt, die "Stand-alone-Lösung" zu verfolgen.
Die Reaktionen auf die Vorwürfe der Arbeitnehmervertreter folgten gestern prompt. Der Post-Vorstand will die möglichen Verluste bis 2007 nicht kommentieren. Es handle sich um eine "Risikopotentialbeschreibung", heißt es aus dem Unternehmen. Dieselbe Diktion wählt Michaelis. Er bestätigt, von einer 258 -Millionen-Euro-Ergebnislücke gesprochen zu haben. "Diese Angabe ist korrekt." Er meint, dass die Gewerkschaft die Zahlen falsch interpretiere. Michaelis will zu drohenden Verlusten jedoch nichts mehr sagen, "das sei Sache der Post, von der die Daten auch stammen." Gewerkschaftssprecher Martin Palensky frohlockt: "Michaelis hat unsere Angaben bestätigt und sich damit ein Eigentor geschossen."
Sorgenkind Slowenien
Einzig beim Ostgeschäft kann sich die Gewerkschaft Partnerschaften mit regionalen Unternehmen vorstellen. Derzeit sei die Südost-Europa-Initiative der Post nicht von Erfolg gekrönt. Insbesondere Slowenien und Kroatien seien die Sorgenkinder der Kapitalvertreter. In Slowenien würde das nationale Postunternehmen den Österreichern das Geschäft so schwer wie möglich machen.
Wie die "Wiener Zeitung" herausfand, ist vor allem die slowenische Post-Tochter Yellogistics stark angeschlagen. 2003 produzierte sie mit nur 23 Mitarbeitern einen Verlust von 1,3 Mill. Euro.
Etwas erfreulicher ist die Lage in Kroatien. Dort erwirtschafteten 2003 die 102 Mitarbeiter von Overseas - einem privaten kroatischen Dienstleister, der von der österreichischen Post gekauft wurde - einen Gewinn von 320.000 Euro. Das Engagement in der Slowakei ist vielversprechender: IN TIME machte mit 16 Mitarbeitern einen Gewinn von 600.000 Euro, und Slovak Parcel Service, eine Kooperation mit UPS, schaffte mit 200 Mitarbeitern ein Plus von 400.000 Euro.
Postbus ausgeschrieben
Mit dem Teilverkauf des Postbusses wird es ernst. Die Ausschreibung ist erfolgt. Sie sieht vor, dass eigenständige Einheiten neben den Konzeessionen ausgewählter Linien samt Mitarbeiter den Privaten angeboten werden.