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Gewerkschaften müssen umdenken

Von Robert Lugar

Gastkommentare
Robert Lugar ist Klubobmann des Team Stronach.

Team Stronach fordert: ÖGB soll in der Arbeiterkammer aufgehen und die Sozialpartnerschaft auf zwei Mitglieder reduziert werden.


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Die Gesellschaft befindet sich in stetem Wandel. Die Wirtschaft reagiert darauf und passt sich neuen Herausforderungen an. Die Gewerkschaften aber zeigen kein Interesse, eine Erneuerung in ihren Strukturen einzuleiten, ihnen fehlt der Mut, sich von Blockierern und Verhinderern zu befreien.

Es ist unbestritten: Zu Beginn der Industriellen Revolution und Anfang des vergangenen Jahrhunderts galt es, die Arbeiter zu organisieren und vor Ausbeutung zu schützen. Die Gewerkschaften waren dabei eine große Hilfe. Doch sie haben mit ihrem Wunsch nach Einfluss weit über das Ziel hinausgeschossen. Sie haben sich nicht darauf beschränkt, einen Block zum Schutz der Arbeiter zu bilden. In ihrem Machtstreben haben sie die beiden Großparteien im Land vereinnahmt und sich - als privater Verein - sogar in die Verfassung schreiben lassen.

Geblieben ist von den ehemaligen Kämpfern für die Arbeiter ein aufgeblähter Apparat, der hauptsächlich zum Selbstzweck existiert. Der ÖGB zeigt sein Herz für Arbeiter und Angestellte - aber nur für jene, die beim ÖGB beschäftigt sind. Die vielen ÖGB-Zusatzpensionen zeigen, worum es geht: "Beiträge kassieren und eigene Pfründe absichern!"

Einfluss und Macht der Gewerkschaften sind viel zu groß geworden. Die Folge: Sture Blockadepolitik bremst das Land. Das beinharte Aussitzen von Verhandlungen - ohne einen Millimeter nachzugeben - ist nicht zeitgemäß und schadet letztendlich den Menschen. Dies zeigen die Verhandlungen zum Lehrerdienstrecht und der Streit um die Ladenöffnungszeiten ganz deutlich. Statt konstruktiv und gemeinsam neue Wege zu beschreiten, wird nur gemauert, blockiert und verhindert.

Die Gewerkschaften üben immer mehr Macht aus, um ihre Privilegien zu sichern - und das meist auf dem Rücken der Betriebe. Bei den ÖBB finden sich 101 freigestellte Betriebsräte, laut Mitarbeiterstand dürften es nur 17 sein. Rund 2000 Angestellte hat allein der ÖGB; viele davon verdienen über 10.000 Euro brutto. Sie agieren als Multifunktionäre und sitzen auch als Abgeordnete im Hohen Haus.

Unter diesem Gesichtspunkt mutet die Bezeichnung "Sozialpartner" bei den Gewerkschaften wie Hohn an. Es ist an der Zeit, die Zahl der Sozialpartner in Österreich auf zwei zu reduzieren: die Arbeiterkammer auf der einen Seite und die Wirtschaftskammer auf der anderen - ohne Zwangsmitgliedschaft. Denn genau genommen ist die Vertretung der Arbeitnehmer die AK.

Der ÖGB sollte in der Arbeiterkammer aufgehen, das verhindert Doppelgleisigkeiten und spart bei der derzeit viel zu großen Verwaltung. Die AK als echte und freiwillige Vertretung der Arbeitnehmer - gestärkt durch den ÖGB - kann die Arbeitnehmer bei der Durchsetzung ihrer Rechte vertreten.

Wir brauchen eine Partnerschaft von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, also weniger Klassenkampf und mehr Miteinander. Da haben Vertreter der Arbeitnehmer nur Platz, wenn sie sich den modernen Gegebenheiten stellen. Wir reichen den engagierten Gewerkschaftsvertretern die Hand zu einer Erneuerung ihrer Organisation.