Morgan Stanley Capital International (MSCI) hat am Sonntag die von der Finanzwelt mit Spannung erwarteten Listen ihrer neuen MSCI Provisional Index Series veröffentlicht, die ab 31. Mai 2001 berechnet werden sollen. Dabei wird sich das Gewicht Österreichs im umgestellten MSCI Provisional ACWI Free Index von 0,09% auf 0,04% halbieren.
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Die Zusammensetzung der Indizes erfolgte wie angekündigt unter Berücksichtigung des Anteils frei handelbarer Aktien eines Unternehmens (Freefloat) - Staatsanteile, Familienbesitz und Pakete im Besitz des Managements werden dabei nicht berücksichtigt. Ziel sei es gewesen, 85% der auf dem Freefloat basierenden Marktkapitalisierung jeder Branche jedes Landes abzubilden. Die kompletten Listen sind auf www.msci. com veröffentlicht.
Die Pro-forma-Gewichtung der USA und Großbritanniens im provisorischen ACWI Free Index erhöht sich auf 55,3% (49,1) bzw. auf 10,4% (9,3). Größte Verlierer sind Japan, Frankreich und Deutschland mit Gewichtungen, die um 1,3, 1,2 und 1,0 Prozentpunkte unter der bisherigen liegen.
Auch aus Branchensicht gibt es Veränderungen. Die Gewichtung des Sektors Technologie Hardware & Equipment steigt auf 11,5% (10,0), während die des Bereiches Telekommunication Services auf 7,2% (8,2) zurückgeht. Finanzdienstleistungen werden höher, der Autobau niedriger gewichtet.
Viele internationale Fondsmanager orientieren sich bei ihren Veranlagungen an den Gewichtungen der MSCI-Indizes. Analysten erwarten daher schon ab heute, Montag, Auswirkungen auf die Börsen. Schon am Freitag hatte in Frankfurt die BMW-Aktie ein Hoch erklommen, weil heftig auf ihre Aufnahme in den neuen Index spekuliert wurde. Statt des bayrischen Autobauers rutschte aber überraschend sein Stuttgarter Mitbewerber Porsche auf die Liste.
Die deutliche Zurückstufung österreichischer Aktien war erwartet worden, weil sie im internationalen Vergleich einen stark unterdurchschnittlichen Streubesitzanteil aufweisen - die Freitag-Abgaben bei Verbund in Wien könnten schon darin begründet gewesen sein.
Die deutliche Erhöhung des Streubesitzes und der Zahl der Aktionäre hat sich daher auch die Wiener Börse als Ziel gesetzt. Bis 2005 will Börse-Vorstand Stefan Zapotocky den Prozentsatz an privaten Aktionären von 7,5 auf 12% steigern, wie er Freitag ankündigte. Der Anteil der Marktkapitalisierung soll von derzeit 15% auf 22 bis 25% und der Streubesitz der notierten Firmen von 40 auf 60% erhöht werden. Unter der Schirmherrschaft von Ex-Wienerberger-Chef und Verbund-Aufsichtratspräsident Erhard Schaschl soll eine Investorenplattform geschaffen werden, die die Aktienkultur in Österreich verbessern soll. Die Wahrung der Interessen der Anlager steht dabei im Vordergrund, der Privatinvestor soll verstärkt umworben werden. Österreichs Finanzinstitutionen hatten jüngst eine konzertierte Initiative zur Belebung des heimischen Kapitalmarktes angekündigt.