Vielleicht kann norwegisches Öl Investoren helfen, Entscheidungen über ethische, soziale und umweltverträgliche Investments zu tätigen - nur ein Vorschlag.
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Schon lange heißt er nicht mehr "Petroleum Fonds", bereits 2006 wurde der riesige Geldtopf der norwegischen Regierung in "Government Pension Fund" umbenannt, doch die Norweger nennen ihn noch immer "Oljefondet". Darin werden überschüssige Gewinne aus dem Ölverkauf, für die Zeit, wenn im Pensionssystem zu wenige Arbeitnehmer zu viele Rentner erhalten müssen.
Bis dahin wird gespart und angelegt, um das Geld zu vermehren. Ende März betrug das Fondsvolumen 3,1 Billionen Norwegische Kronen (fast 400 Milliarden Euro). Zum Vergleich: Das Bruttoinlandsprodukt Österreichs wird für heuer auf knapp 300 Milliarden Euro geschätzt.
So viel Geld will gut angelegt sein, und so wurde für den Fonds, der von der norwegischen Notenbank verwaltet wird, bereits 2004 ein Ethikbeirat eingesetzt. Nun kann argumentiert werden, dass ein Fonds, der aus Ölquellen gespeist wird, an sich ethisch und umwelttechnisch problematisch ist. Aber der Norwegische Pensionsfonds hat sich in den letzten Jahren zu einem Vorreiter in Sachen sozial verantwortungsvoller Veranlagung sowie Umwelt, Soziales und Unternehmensführung entwickelt.
Natürlich sind nicht alle Veranlagungen, die Pensionsfonds, Banken oder Versicherer tätigen auch für Privatpersonen geeignet, aber vielleicht können Anleger und auch Konsumenten an der Expertise der Großen teilhaben. Denn diese haben die Ressourcen und Kapazitäten für genaue Prüfungen und Gespräche mit Unternehmen.
So hat der norwegische Fonds zum Beispiel gerade eine Liste mit Firmen veröffentlicht (www.nbim.no), die seinen Untersuchungen zufolge aktiv gegen Kinderarbeit vorgehen. Unter den Konzernen mit der höchsten Punktzahl finden sich Motorola, Intel, Walt Disney und Hennes & Mauritz. In der Vergangenheit sorgte der Fonds immer wieder für Schlagzeilen durch den Ausschluss von Unternehmen aus seinem Portfolio - etwa weil eine Firma im Westjordanland gebaut oder ein Betrieb illegale Schlägerungen im indonesischen Urwald vorgenommen hatte.
Um sein Engagement in Sachen ethisches Investment zu unterstreichen, hat der Fonds auch die Prinzipien der UNO für verantwortungsvolles Investment unterzeichnet. Über deren Einhaltung muss regelmäßig Bericht erstattet werden, was freilich mit hohem Aufwand verbunden ist. Die Liste sämtlicher Unterzeichner weltweit findet sich auf www.unpri.org/signatories. Ein Blick auf die UNO-Standards kann sich lohnen.
Barbara Ottawa ist freie Journalistin und berichtet vorwiegend über Investitionen und Pensionskassen.