)
Sorge um Ministerium und Befürchtung, dass gute Köpfe ins Ausland abwandern.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. In der Wissenschaftspolitik müsse es "verbindliche Ziele" geben. In dieser Forderung waren sich Repräsentanten führender österreichischer Wissenschaftseinrichtungen am Freitag in einer Pressekonferenz in Wien einig. Sie sehen Wissenschaft und Forschung als die "wichtigsten Investitionen in die Zukunft eines Landes" und schlagen in "fünf Appellen" einen "Zukunftspakt" zwischen der künftigen Regierung und der Wissenschaft vor, "der die Rahmenbedingungen und den bestmöglichen Einsatz dieser Investitionen verbindlich festschreibt", wie es Walter Berka, Vizepräsident des Österreichischen Wissenschaftsrates, formulierte.
"Wir haben eine einmalige Situation, es geht um eine echte Weichenstellung für die Zukunft", betonte Anton Zeilinger, Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. In den 2000er Jahren habe Österreich viel in Forschung investiert, nun gelte es, die gut ausgebildeten jungen Wissenschafter im Land zu halten: "Wir müssen verhindern, dass Österreich in der Wissenschaft ein Auswanderungsland wird, es wäre schön, wenn es ein Einwanderungsland wird."
Mit Hinweis darauf, dass etwa der Schweizer Nationalfonds über das dreifache Budget des österreichischen Forschungsfonds FWF verfügt, sagte Zeilinger: "Wir fordern konkrete Ziele per anno!" Er hält eine jährliche Steigerung der Ausgaben für Forschung um 10 bis 15 Prozent für angemessen. Das wären pro Jahr etwa 180 bis 200 Millionen mehr. Im Bereich Forschung lohne es sich, antizyklisch vorzugehen, so Zeilinger, dafür gebe es genug Beispiele.
Für FWF-Präsidentin Pascale Ehrenfreund steht "außer Frage, dass der FWF ein gesichertes Budget mit einem langfristigen Wachstumspfad nötig hat". Bis 2021 bedürfe es einer Anhebung des FWF-Budgets von derzeit rund 200 Millionen Euro auf 630 Millionen Euro. Sie vermisst einen echten Dialog zwischen der Politik und den Wissenschaftseinrichtungen und betont: "Ohne Grundlagenforschung kollabiert die ganze Innovationskette."
Keine "Verschubmasse"
Für Heinrich Schmidinger, den Präsidenten der Universitätenkonferenz, ist "auch in wirtschaftlich angespannten Zeiten die Verteilung des Geldes eine Frage des Wollens". Die schon formulierten Ziele, bis 2020 für den tertiären Bildungssektor 2 Prozent des BIP beziehungsweise für den Gesamtbereich Forschung und Entwicklung 3,76 Prozent des BIP aufzuwenden, müssten verbindlich sein: "Es muss ein Fahrplan her, wie man diese Ziele erreichen kann." Der Bereich Wissenschaft dürfe bei den Koalitionsverhandlungen keine "Verschubmasse" zwischen verschiedenen Ministerien sein, er sollte nicht geteilt oder einem anderen Ressort unterstellt werden. Bei den Koalitionsgesprächen sei die Wissenschaft - im Gegensatz zur Lehrergewerkschaft - "nicht dabei", deshalb wende man sich an die Öffentlichkeit. Dass die Pressekonferenz im Rahmen der Tagung "Exzellenz in der Wissenschaft" des Wissenschaftsrates stattfand, veranlasste Schmidinger zu betonen, dass Exzellenz bestimmter Rahmenbedingungen bedürfe.
"Ich könnte sagen, wir sind versorgt, und es geht uns gut", sagte Thomas Henzinger, Chef des IST Austria in Klosterneuburg. Sein Institut, dessen Budget auf Jahre gesichert ist, sei ein gutes Beispiel dafür, was in Österreich möglich ist. Es könne aber auch dem IST Austria nicht gut gehen, wenn im Umfeld die Universitäten oder der FWF nicht den gebührenden Stellenwert und ausreichende Mittel erhalten.