Notenbank konnte Gewinn 2015 dank Münze Österreich verdoppeln. Zinsen könnten wieder steigen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 8 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Für die Österreichische Nationalbank (OeNB) war 2015 ein besonders erfolgreiches Jahr. Sie konnte ihren Gewinn gegenüber dem Vorjahr von 341 auf 753 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Der Grund für diesen üppigen Zuwachs ist allerdings eine Änderung des Scheidemünzengesetzes und eine damit einhergehende Auflösung von Rückstellungen. Allein von der Münze AG, einer 100-prozentigen Tochter der OeNB, kamen im Vorjahr 564 Millionen Euro. Das betriebliche Ergebnis konnte auf 1,17 Milliarden Euro gesteigert werden. Die Bilanzsumme stieg wegen des Anleihenkaufprogramms der Europäischen Zentralbank (EZB) von 92,8 auf 106,9 Milliarden Euro.
Besonders der Staat kann sich über den Gewinnzuwachs freuen. Der Bund erhält insgesamt 696 Millionen Euro; 188 Millionen an Körperschaftssteuer und 508 Millionen Gewinnanteil. Letztere kommen aus der Münze AG. Zum Hintergrund: Bisher galt die sogenannte "Rücklöseverpflichtungen" der Münze. Die Münze Österreich ist verpflichtet, das im Umlauf befindliche Münzgeld bei Bedarf in Papiergeld oder neue Münzen zu tauschen. Dieser Rücklagentopf wurde jetzt geleert, statt dessen übernahm der Bund eine Milliardenhaftung für den Münztausch - sowohl für Euro- und Centmünzen, Sammlermünzen und auch noch für Schilling- und Groschenmünzen.
Zinserhöhung bald möglich
"Diese Bilanz wurde durch Sondereffekte erzielt", betonte OeNB--Gouverneur Ewald Nowotny am Donnerstag vor Journalisten. Wegen der aktuell niedrigen Zinsen wird für heuer und auch für das kommende Jahr ein niedrigerer Ertrag erwartet, so Nowotny. Trotzdem verteidigte er die lockere Geldpolitik der EZB. "Es ist gelungen, das Abgleiten in eine Deflation zu verhindern", sagte er.
Zur Erinnerung: Seit dem Vorjahr pumpt die EZB im Rahmen des sogenannten Quantitative Easing (QE) monatlich 60 Milliarden Euro in den Markt. Dadurch sollte die drohende Deflation im Euro-Raum gestoppt werden und Investitionen und damit das Wirtschaftswachstum angekurbelt werden, indem man durch das Mehr an Geld und niedrige Zinsen Kredite fördert. Noch im Vorjahr hatte sich Nowotny, der für Österreich im EZB-Rat sitzt, gegen diese Maßnahme ausgesprochen.
Die Geldschwemme habe auch in Österreich Wirkung gezeigt. Die Kredite an Private hätten um 2,4 Prozent zugelegt, jene an Unternehmen um 1,6 und Wohnbaukredite um 1,4 Prozent. Insgesamt habe Österreich im Umfang von 14,9 Milliarden Euro vom QE profitiert, wobei 11,4 Milliarden davon Staatspapierkäufe ausmachen. "Sobald es stärkeres Wirtschaftswachstum gibt, sobald die Inflationsraten in dem von uns akzeptieren Maß wieder anziehen, dann ist auch die Möglichkeit und Sinnhaftigkeit gegeben, über Zinserhöhungen nachzudenken", sagte Nowotny. Das könnte schon in der zweiten Jahreshälfte der Fall sein.
500er-Debatte "sinnlos"
"Sinnlos", wie es der Notenbanker formulierte, sei die Debatte um die Abschaffung der 500er-Banknoten. Anfang Mai soll auf EU-Ebene über das Aus entschieden werden. Für die Abschaffung geben es sowohl Pro-, als auch Contra-Argumente. Natürlich sei das eine zielführende Maßnahme im Kampf gegen Schwarzgeld. Auf der anderen Seite entstehen laut Nowotny dadurch zusätzliche Kosten, weil man ja die wertmäßige Menge dann in 100- und 200-Euro-Scheinen nachdrucken und verteilen müsste.
Positiv äußerte sich der Vize-Gouverneur der OeNB, Andreas Ittner, über die Entwicklung österreichischer Banken in Osteuropa. Das Exposure heimischer Institute in Zentral- und Osteuropa beträgt aktuell 198 Milliarden Euro. Anders als die Euro-Staaten, verzeichnet diese Region derzeit ein relativ hohes Wirtschaftswachstum von über drei Prozent und ein stabiles wirtschaftliches Umfeld. Nichts desto weniger steht der heimische Bankensektor unter Druck. Die hohe Bankendichte und der intensive Wettbewerb machen vielen Instituten zu schaffen.
Hinzu kommt die Digitalisierung des Sektors, die laut einer Schätzung der ÖeNB in den kommenden Jahren bis zu 25.000 Jobs kosten könnte. "Die Banken müsse sich ein nachhaltiges Geschäftsmodell überlegen und das auch verfolgen", sagte Ittner. Ansonsten würden über kurz oder lang auch bestehende Institute aus dem Markt ausscheiden. Auch das Sparprogramm der OeNB, "Opal", läuft nach Plan. Die OeNB will bis 2020 insgesamt 96 Millionen Euro einsparen. Gespart wird bei Sach- wie auch bei Personalkosten.