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Gewinne sprudeln im Osten

Von Helmut Dité

Wirtschaft
Orkansichere Dachziegel (im Bild eine Wienerberger-Fertigung in Holland) und energiesparende Baustoffe - der Trend geht zu höherwertigen Produkten. Foto: wienerberger

Polen stieg zum ertragsstärksten Markt auf. | 25 neue Werke in CEE bis 2012. | Wien. "Ich hätte auch Rekordergebnis als Titel wählen können, wichtiger war mir aber, dass wir unsere Ziele übertroffen haben" - Wienerberger-Chef Wolfgang Reithofer weiß, dass in Zeiten wie diesen gute Nachrichten besonders gefragt sind. "Da entwickeln sich zwei verschiedene Welten - auf der einen Seite liefern die Unternehmen Rekordergebnisse, auf der anderen Seite brechen die Aktienkurse ein, weil alle nur nach Amerika schauen" - statt nach Zentral- und Osteuropa, den Wachstumstreiber Nummer 1 für den Baustoffkonzern. Wienerberger hat im vergangenen Jahr zum ersten Mal mehr als die Hälfte seines Gewinns vor Abschreibungen (Ebitda) in Osteuropa gemacht - und sieht keinerlei Anzeichen für eine Eintrübung der Konjunktur dort.


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Im Gegenteil: Nachdem der Gewinn im CEE-Raum 2007 gleich um gut drei Viertel gestiegen ist - und Polen der ertragstärkste Markt des österreichischen Weltmarktführers vor den beiden viel größeren Märkten USA und Deutschland wurde - erwartet man auch für heuer dort solide Zuwachsraten. Man wolle wieder um mindestens zehn Prozent zulegen, stärker als die Wirtschaft insgesamt und stärker als die Branche, kündigte Reithofer an.

In Osteuropa gebe es am langfristig steigenden Bedarf keinen Zweifel, der Hypothekenbereich ist dort noch extrem unterentwickelt. "Die Angelsachsen haben eben eine total andere Sichtweise der Finanzwelt", so Reithofer: Im Gegensatz zu den USA würden aber in Europa keine Kredite aufgenommen, um den laufenden Konsum zu finanzieren.

Sorgen auch in Deutschland

2007 hat Wienerberger 51 Prozent des Ergebnisses vor Abschreibungen (Ebitda) in Zentral- und Osteuropa gemacht - ein neuer Rekord nach einem Anteil von lediglich 35 Prozent im Jahr 2006. Im Gegensatz dazu belastete die schlechte Situation in den USA das Ergebnis gegenüber 2006 um 28 Mio. Euro. Das zweite Sorgenkind, Deutschland, erlebte das schlechteste Jahr im Wohnbau seit dem Zweiten Weltkrieg - nachdem die Wohnbauförderung auslief hatten weniger als 100.000 Einfamilienhäuser Baubeginn. Aber: Die deutschen Ziegelwerke waren trotzdem ausgelastet - große Teile ihrer Produktion wurde in die boomenden Märkte Polen und Tschechien exportiert. Zudem punktet man auch in Westeuropa zunehmend mit höherwertigen Produkten.

Reithofer verweist auf die langfristige positive Entwicklung der Ertragskraft des Konzerns: Seit 2002 ist der Umsatz im Schnitt um 13 Prozent pro Jahr gewachsen, das Ebitda im Schnitt um 15 Prozent und der Gewinn pro Aktie im Schnitt um 17 Prozent.

Für 2007 will der Vorstand 1,45 Euro - nach 1,30 Euro im Jahr davor - an Dividende ausschütten.

Auch 2008 sollen wieder mindestens 600 Millionen Euro in Wachstumsprojekte investiert werden - wenn sich gute Akquisitionsmöglichkeiten ergeben, könnten es auch noch mehr werden. Aufrecht bleibt der Plan, bis 2012 mindestens 25 neue Ziegelwerke in den CEE-Ländern zu eröffnen, acht davon in Russland.

In den USA, dem größten Einzelmarkt, erwartet Wienerberger heuer zwar noch keine Erholung der Baukonjunktur - "frühestens im Frühjahr 2009" - aber verbesserte Firmenergebnisse. 2007 haben die Wienerberger-Töchter in den USA zwar 13 Prozent des Konzernumsatzes gemacht, aber nur 6 Prozent zum Ergebnis beigesteuert. Dennoch: "Die USA werden nicht von der Landkarte verschwinden. Langfristig haben wir keinen Zweifel am Wachstum und an der Nachfrage in den USA."