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Gewinne und teile

Von Barbara Ottawa

Wirtschaft
Barbara Ottawa ist freie Journalistin und berichtet vorwiegend über Investitionen und Pensionskassen.

Es wird erwartet, dass Unternehmen für heuer wieder höhere Dividenden auszahlen werden, aber nur in bestimmten Märkten und nicht immer nachhaltig.


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Mehr ist nicht immer besser, was zum Beispiel die Kennzahl der Dividendenrendite anschaulich beweist.

"Nach der höchsten Dividendenrendite zu jagen, ist ein riskantes Spiel", sagt Stuart Rhodes, Fondsmanager bei der britischen M&G Investments.

Das Problem ist, dass die Kennzahl, deren Aussagekraft unter Anlegern sehr umstritten ist, das Verhältnis zwischen Aktienkurs und Dividendenauszahlung widerspiegelt: Je höher also die Dividende und je niedriger der Kurs, desto höher die Dividendenrendite.

"Eine hohe Dividendenrendite kann signalisieren, dass der Markt davon ausgeht, dass ein Unternehmen Probleme hat. Oder anders gesagt, eine hohe Dividendenrendite kann das Ergebnis eines gefallenen Aktienkurses sein und eben nicht ein Zeichen für Wertschöpfung", gibt Rhodes zu bedenken.

"Die Dividendenrendite allein ist eine gefährliche Kennzahl, weil oft falsche Schlüsse gezogen werden: Je mehr die Kurse zerstört wurden, desto höher ist die Dividendenrendite - so geschehen zum Beispiel in Thailand", so Hans Engel, aus dem Research-Team der Erste Group.

Die durchschnittliche Dividendenrendite der Unternehmen im Dow Jones ist während vergangener Tiefstände an den Börsen (wirkliche Crashs nicht einberechnet, da in solchen Zeiten zumeist keine Dividenden bezahlt werden) auf 8 Prozent geklettert und bei positiver Kursentwicklung um die 3 Prozent gelegen.

In den vergangenen Wochen haben etliche Investmenthäuser Fonds auf den Markt gebracht, die auf Unternehmen mit hohen Dividendenzahlungen fokussieren. "Dividenden sind wichtig für Investoren, vor allem in diesem Niedrigzinsumfeld. Rund 80 Prozent der Erträge von Aktionären kommen von Dividenden, aber die Auswahl an Unternehmen, die hohe Dividenden auszahlen, ist erheblich geschrumpft", erläutert Nicolas Simar von ING Investments, die die besten Chancen auf hohe Dividende in Japan und den USA sehen.

Für die Vereinigten Staaten erwarten Analysten einen Anstieg der Dividendenrendite von derzeit 1,8 Prozent auf 3 Prozent, was wenig überrascht, da im vergangenen Jahr viele US-Unternehmen ihre Dividendenzahlungen völlig ausgesetzt oder zumindest gekürzt hatten. Wenn also heuer wieder Dividenden gezahlt werden, die Kurse aber niedrig bleiben, steigt die Dividendenrendite.

Aber laut der Erste Group ist die Dividendenrendite in Japan mit 1,85 Prozent im internationalen Vergleich zwar nicht unattraktiv, aber absolut gesehen nicht sehr hoch, da Staatsanleihen dort 1,6 Prozent abwerfen.

Das bedeutet, dass der Gewinn pro Aktie deutlich ausfallen muss, um das zusätzliche Risiko einer Aktieninvestition zu lohnen.

In Österreich liegt die Dividendenrendite derzeit bei 2,3 Prozent - weit über den zweijährigen Staatsanleihen mit zuletzt rund 1 Prozent -, wird aber sinken, weil ein deutlicher Kursanstieg erwartet wird.

Für Investoren ist es also wichtig, sich auch andere Kennzahlen wie zum Beispiel das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) anzusehen. Dieses berechnet sich aus dem Aktienkurs im Verhältnis zum von den Analysten erwarteten Gewinn der Aktie. Es ist also das Vielfache, mit dem eine Aktie an der Börse derzeit - über dem erwarteten Ergebnis - bewertet wird.

Wie in der Finanzwelt so oft, können also Zahlen auf verschiedenste Weise ausgelegt werden. Man könnte hier wieder einmal Winston Churchill bemühen, aber diesmal nicht mit seinem Sport-Zitat, sondern mit jenem über sein Vertrauen in Statistiken.

Barbara Ottawa ist freie Journalistin und berichtet vorwiegend über Investitionen und Pensionskassen.