Zum Hauptinhalt springen

Gewinnlatte liegt jetzt höher

Von Karl Leban

Wirtschaft

Börsenwert von 20 Milliarden binnen fünf Jahren machbar? | Für Ausbau der Wasserkraft riesige Investitionen geplant. | Wien. Beim Verbund laufen die Geschäfte besser denn je. Nach Rekordergebnissen zum Jahresauftakt hat sich Österreichs Strom-Riese die Gewinnziele für heuer nun sogar etwas höher gesteckt. Beim Betriebsgewinn (Ebit) soll demnach erstmals die Milliarden-Grenze geknackt werden. Im Visier hat Verbund-Chef Michael Pistauer ein Plus von 15 Prozent.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Um sein Geschäft breiter aufzustellen, wird der börsenotierte Konzern bis 2015 insgesamt 6,7 Mrd. Euro in den Ausbau seiner Kapazitäten im In- und Ausland investieren. Dabei soll vor allem auf Wasserkraft gesetzt werden, aber auch auf erneuerbare Energien. Allein in Österreich hat sich der Stromproduzent massiv mit Projekten eingedeckt. "Wir arbeiten an 16 Wasserkraftwerken mit einer geplanten Leistung von rund 1100 Megawatt", sagte Pistauer am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Die größten Projekte seien der Ausbau von Kaprun und Reiß eck. Derzeit beträgt die im Inland installierte Kapazität rund 8000 Megawatt.

Seine Umsatzerlöse konnte der Verbund im abgelaufenen ersten Quartal um 9,8 Prozent auf 891,7 Mio. Euro steigern. Beim Ebit fiel der Gewinn mit 275,9 Millionen um 15,1 Prozent höher aus. Nach Steuern verdiente der Verbund mit 210,3 Mio. Euro um 11,8 Prozent mehr. Im gesamten Jahr peilt Pistauer beim Konzerngewinn (so wie beim Ebit) eine Steigerung um 15 Prozent an. Zugleich stellt er den Aktionären eine höhere Dividende in Aussicht.

Pistauers große Vision

Im Endkunden-Geschäft hat der Verbund - knapp drei Jahre nach seinem Einstieg - mittlerweile 140.000 Kunden. In Österreich gilt er als einer der günstigsten Anbieter. Höhere Strompreise stehen im Moment zwar nicht zur Diskussion, eine Preiserhöhung per Jahresende will Pistauer aber nicht ausschließen. Dass der Strompreis künftig generell weiter in die Höhe geht, davon ist der Verbund-General jedenfalls überzeugt: "Wir haben Kapazitätsengpässe in Europa, und die Preise heben schon allein wegen der großen Nachfrage ab."

Seine "Vision", dass der Verbund mittelfristig einen Börsenwert von 20 Mrd. Euro auf die Waage bringen sollte, hat Pistauer gestern, Dienstag, bekräftigt. Derzeit sind es 15 Mrd. Euro. Den Turbulenzen an den Börsen hat die Verbund-Aktie als defensiver Titel zuletzt wie ein Fels in der Brandung trotzen können. Die visionäre Marktkapitalisierung von 20 Milliarden hält Pistauer binnen fünf Jahren für absolut machbar - aus dem operativen Geschäft heraus und nicht durch Merger.

Eigene Auslandsholding

Zu den Plänen für eine Holding, in der die Auslandsaktivitäten des Konzerns konzentriert werden, sagt der Verbund-Chef: "Wir sind dabei, das umzusetzen - bis Juli." Ein Börsegang (nach dem Vorbild der Raiffeisen International) stehe aktuell zwar nicht zur Debatte, die Möglichkeit dafür sei aber grundsätzlich vorhanden.

Zur Frage einer zweiten Amtszeit als Generaldirektor hält sich Pistauer vorerst bedeckt: "Das will ich mit dem Aufsichtsrat entscheiden." Sein Vertrag läuft Ende 2008 ab. Ausgeschrieben ist der Chefposten erst seit wenigen Tagen. Die Bewerbungsfrist läuft nun ein Monat, eine offizielle Entscheidung könnte es bereits Mitte Juni geben.