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Gewinnschmelze im Voest-Konzern: "Schlimmstes Jahr seit Generationen"

Von Karl Leban

Wirtschaft

2010/11 besseres Ergebnis erwartet: Nachfrage steigt. | Böhler-Chef Raidl geht Ende 2010, für ihn kommt Rotter. | Wien. Die Wirtschaftskrise hat bei der Voestalpine tiefe Spuren in der Bilanz hinterlassen. Mit rund 187 Millionen Euro verdiente der Linzer Stahlriese im abgelaufenen Geschäftsjahr 2009/10 (per Ende März) unter dem Strich fast 70 Prozent weniger. "Es war das schlimmste Jahr seit Generationen", so Konzernchef Wolfgang Eder im Rückblick.


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Hätte der Voest-Vorstand auf drastische Sparmaßnahmen (vor allem Personalabbau und Kurzarbeit) verzichtet, hätte es freilich statt des jetzigen Gewinns satte Verluste gegeben. So gesehen hat sich das ehemals staatliche Unternehmen weit besser geschlagen als viele seiner Konkurrenten, die zum Teil noch immer rote Zahlen schreiben (so wie etwa der deutsche Rivale Salzgitter). Laut Eder hat die Voest in den vergangenen letzten sechs Quartalen - seit Ausbruch der globalen Krise - überhaupt die besten operativen Margen in der europäischen Stahlwelt erzielt. 2009/10 lag der Betriebsgewinn, bezogen auf den Umsatz von 8,6 Milliarden Euro, bei 4,1 Prozent.

Der Preis für ein letztlich doch noch klar positives Ergebnis - im ersten Halbjahr hatte die Auftragsflaute für Verluste gesorgt - war allerdings hoch. 2009/10 wurde der Personalstand um sechs Prozent auf 39.400 Mitarbeiter zurückgefahren. Seit Beginn der Krise im Herbst 2008 sind im In- und Ausland somit insgesamt 6600 Jobs abgebaut worden.

Keine Kurzarbeit mehr

Derzeit denkt Voest-General Eder wieder an einen Zubau von Mitarbeitern, nachdem es mit der Konjunktur seit dem dritten Geschäftsquartal bergauf geht. Einstellen will er vorerst aber nur Leasing-Kräfte. Die Kurzarbeit, die vor einem Jahr mit fast einem Drittel der Konzernbelegschaft den Höhepunkt erreicht hatte, ist unterdessen nahezu ganz ausgelaufen. In Österreich sind keine Voestler mehr auf Kurzarbeit gesetzt.

Für 2010/11 rechnet Eder mit einem höheren Gewinn. "Wir sehen durchaus eine Fortsetzung des weltweiten Aufwärtstrends - trotz allgemeiner Bedenken zu Euro und Staatsschulden", so der Stahlboss in der Bilanzpressekonferenz am Dienstag. Treiber dieses Wachstums sollten die Schwellenländer in Asien und Südamerika bleiben. Eder: "Zu massiven Einbrüchen wird es nicht mehr kommen. In Summe gehen wir für die nächsten zwei Jahre von einer positiven Entwicklung aus."

Deutlich gestiegen sei die Nachfrage zuletzt bei Kunden aus der Autoindustrie, dem Energiesektor und der Konsumgüterindustrie, sagt Eder zum laufenden Geschäft. Bei Abnehmern im Maschinenbau und in der Nutzfahrzeugindustrie gebe es mittlerweile eine Trendwende, nur die beiden Sektoren Luftfahrt und Bauindustrie seien derzeit noch schwierig.

Höhere Rohstoffkosten

Sorge bereiten Eder indes - so wie anderen Stahlchefs auch - die hohen Rohstoffpreise. Große Minenkonzerne wie Rio Tinto, BHP Billiton und Vale hatten etwa die Erzpreise erst kürzlich verdoppelt und garantieren diese nur noch für drei Monate statt bis dato für ein Jahr. Eder sieht sich daher gezwungen, die Preise für Stahlprodukte weiter anzuheben: "Wir sind mit unseren Kunden ständig in Verhandlungen." Ob sich die Voest durchsetzen kann (es geht um Preiserhöhungen im zweistelligen Prozentbereich), ist freilich offen. Damit zu kämpfen haben im Moment alle Stahlunternehmen.

Anfang 2011 kommt es zu einer Änderung im Vorstand der Voestalpine. Franz Rotter (53) folgt dort Claus Raidl (67), der nach 28 Jahren Konzern-Zugehörigkeit wie bereits angekündigt in Pension geht. Rotter beerbt Raidl nicht nur als Voest-Vorstand, sondern auch als Chef der Voest-Tochter Böhler-Uddeholm (wo der ehemalige Amag-Manager seit 2007 im Vorstand tätig ist). Raidls Mandat als Präsident der Nationalbank läuft noch bis 2013.