Über dem Wiener Börsenhimmel haben sich in der abgelaufenen Woche einige Gewitterwolken zusammengebraut. Es regnete mitunter heftig, aber der Blitz hat zum Glück nicht eingeschlagen. Dies ist umso bemerkenswerter, als es an den internationalen Börsenplätzen einmal mehr zu empfindlichen Rückschlägen gekommen ist.
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Auslöser für das schlechte Abschneiden waren wieder einmal die amerikanischen Börsen, während es in Europa zwischenzeitlich nach einer Trendumkehr ausgesehen hatte. Die Investoren sind hellhörig für pessimistische Prognosen und Nachrichten, die sich umgehend in weiteren Kursrückgängen niederschlagen. Einer schlechten Nachricht von der Unternehmensfront wird ungleich mehr Aufmerksamkeit geschenkt als positiven Daten. Handfeste Daten sowohl von der Konjunktur- als auch von Unternehmensseite bleiben weitestgehend unbeachtet, weil derzeit die Psychologie dominiert. Die Geduld der Investoren wird nun schon lange in höchstem Maße strapaziert. Vor allem wird es schwer werden, das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen. Die Wiener Börse hat sich lange tapfer gegen die schon mehr als zwei Jahre dauernde Geldvernichtungsmaschine gewehrt, mußte nun aber doch dem Abwärtstrend Tribut zollen. Trotz des drei Monaten anhaltenden Rückgangs liegt das Wiener Kursniveau aber immer noch um 5% über dem Jahresschluß 2001.
Der Wiener Leitindex ATX schloß die Berichtswoche nach heftigen Schwankungen mit 1.197,46 Punkten um 1,73% unter dem Vorwochenschluß. Der WBI als Indikator für den Gesamtmarkt schwächte sich allerdings nur um genau einen Prozent auf 491,25 Zähler ab. In Anbetracht der massiven Rückgänge der internationalen Aktienmärkte hat sich Wien sehr tapfer geschlagen. So sackten der EuroStoxx50 und der DAX um jeweils mehr als 6% ab. Deutlich tiefer gegangen sind in der abgelaufenen Woche die im ViDX abgebildeten wachstums- und technologieorientierten Werte der Wiener Börse. Nach einem weiteren Minus von gut 3% liegt die Jahresperformance bereits bei minus 13,5%. Im Vergleich zur Nasdaq Europe und zum Neuen Markt, die heuer schon um über 50% eingebrochen sind, ist der Rückgang der heimischen Wachstumstitel allerdings noch bescheiden.
Im prime market verzeichneten in der Berichtswoche vier Fünftel aller Werte Kursverluste. Der größte Verlierer war Feratel mit minus 15,3%. VA Tech und Wienerberger markierten nach Rückgängen von 14,6% bzw. 14,5% sogar neue Jahrestiefstkurse. Ebenfalls auf ein Jahrestief nachgegeben haben BWT nach einem Minus von 11,2%. Merklich tiefer notierten weiters Constantia-Iso (-8,2%), BBAG (-5,5%) sowie Verbund, Mayr-Melnhof und Jenbacher. Der Gesamtmarkt wäre sogar noch stärker abgesackt, hätte nicht das Indexschwergewicht Erste Bank ein Plus von knapp 5% über die Runden gerettet. Positiv auch Telekom Austria (plus 3,9%).
Bei den im standard market notierten Aktien zu fortlaufenden Kursen standen den etwas freundlicheren Bau Holding Strabag (+1,4%) die etwas schwächeren bauMax (-1%) gegenüber. Von den im selben Marktsegment notierten Werten zu Einheitskursen kletterten VAE im Vorfeld des Aktienrückkaufs durch die voestalpine Bahnsysteme um 47,4%. Positiv auch ATB Austria (+7,9%), Ottakringer Vorzug (+5%) und Readymix Kies-Union (+4,1%). Einen wahren Kursrutsch gab es bei Vogel & Noot Holding Stämmen, die von 9 Euro um 80% auf 1,80 Euro stürzten.
Werner M. Szabó ist Redakteur der Zeitschrift bankundbörse