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Ghanaer will Geschicke Pirans leiten

Von WZ-Korrespondent Christian Wehrschütz

Europaarchiv
Peter Bossmanns Wahlkampfmotto lautete: "Gemeinsam der Sonne entgegen". Foto: ORF

Arzt fordert amtierenden Bürgermeister heraus. | Laibach. Als Zentrum des Fremdenverkehrs an der Adria-Küste nimmt Piran eine Sonderstellung in Slowenien ein. Außergewöhnlich ist auch die bevorstehende Stichwahl um das Amt des Bürgermeisters beim zweiten Durchgang der Lokalwahlen am Sonntag. Nicht Amtsinhaber Tomas Gantar, der für eine unabhängige Liste kandidiert, sondern der aus Ghana stammende Peter Bossmann führt mit 30 Prozent knapp nach dem ersten Wahlgang.


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Von der lokalen Presse als slowenischer Barack Obama bezeichnet, setzt Bossmann auf den direkten Kontakt mit den Wählern im kleinen Kreis. Anhänger organisieren sogenannte Teepartys, bei denen Bossmann seinen Charme spielen lassen kann, während er vor der Kamera bei lokalen TV-Konfrontationen eher schüchtern wird. Der 55-jährige Bossmann kandidiert für die Sozialdemokraten, für die er im Gemeinderat von Piran tätig war.

Im Wahlkampf ging es um lokale Themen: um Parkplatznot, Wohnungen für junge Familien oder Fremdenverkehr. Doch spielte die Hautfarbe des Herausforderers wohl unterschwellig eine Rolle. So warf Bürgermeister Gantar Bossmanns Wahlkampfstab vor, gerade diesen Unterschied als die Eigenschaft hervorzustreichen, deretwegen man den Gegenkandidaten wählen sollte, weil die Menschen ansonsten ihre Intoleranz zeigen würden. Das sei ein unerlaubter Druck auf die Wähler. Bossmann selbst sagt, dass seine schwarze Hautfarbe nur von einer sehr kleinen Gruppe in Piran thematisiert wurde.

Peter Bossmann ist Nachfahre eines niederländischen Händlers, von dem er seinen Familiennamen geerbt hat. Er ist Protestant und daher rührt auch sein christlicher Vorname. Als in Ghana 1977 das Militär regierte, entzog sich der Student dem Regime durch ein Stipendium für das damals kommunistische Jugoslawien. In Laibach studierte er Medizin und lernte dort seine Frau kennen, die ebenfalls Ärztin ist und dann in Piran zu arbeiten begann. Ihr folgte er nach Abschluss seines Studiums an die slowenische Adriaküste. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet der Vater zweier Kinder als Arzt in Koper, lebt aber in Piran.

Zu den Besonderheiten dort zählt, dass Wahlkampfplakate wegen der italienischen Minderheit zweisprachig sind. Gleiches gilt für alle Aufschriften. Trotzdem beklagen die Italiener immer wieder ihre Diskriminierung, weil Italienisch als Amtssprache kaum Verwendung finde. Daran wird der künftige Bürgermeister nur wenig ändern können. Denn die Gemeinde ist für Minderheitenrechte kaum zuständig.