Kammerpräsident würde zurücktreten, wenn auch Silvio Berlusconi abtritt. | Rom. Während seine neue Partei "Zukunft und Freiheit in Italien" (FLI) schon wieder zerbröselt, schießt sich der italienische Kammerpräsident Gianfranco Fini auf seinen ehemaligen Parteifreund Silvio Berlusconi ein. "Gewählt vom Volk heißt nicht vom Herrn gesalbt", sagte Fini in einem Fernsehinterview an die Adresse des Regierungschefs, dem er unter anderem seine Anbiederung an Libyens Revolutionsführer Muammar Gaddafi vorwarf. "Da sind wir schon bei ziemlich lächerlichen Formen angelangt, wie etwa beim Handkuss."
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Fini erklärte, dass er vor den Wahlen im Jahr 2008 mit Berlusconi vereinbart habe, dass dieser Regierungschef und er Präsident der Abgeordnetenkammer werde. Er würde sofort von seinem Amt zurücktreten - wie Berlusconis Anhänger es seit dem Sommer 2010 fordern -, wenn Berlusconi als Premier abtritt.
Wenn er einen Beweis dafür bekäme, dass Abgeordnete mit Bestechungen zum Parteiwechsel bewegt wurden, würde er sofort eine Anzeige erstatten, sagte Fini, der in den letzten Tagen vier Senatoren und drei Abgeordnete an das Regierungslager verloren hat. Die FLI hat damit im Senat den Fraktionsstatus verloren, der einer Partei erst ab zehn Senatoren zusteht. Finis Partei hat aber nur mehr sechs.
150.000 Euro für Parteiwechsel geboten
Die römische Staatsanwaltschaft untersucht jetzt die Vorwürfe des Abgeordneten Gino Bucchino von der oppositionellen Demokratischen Partei (PD), der am Donnerstag in einer Pressekonferenz bekanntgegeben hatte, dass man ihm für einen Parteiwechsel 150.000 Euro und eine Garantie für eine Wiederwahl angeboten habe. Der Koordinator der Berlusconi-Partei PdL, Denis Verdini, der laut Bucchino hinter dem Offert stehen soll, dementierte und drohte mit Klagen.
Wenig überrascht von den Vorwürfen zeigte sich hingegen der oppositionelle christdemokratische Parteichef Pier Ferdinando Casini. Er meinte, dass er 20 ähnliche Fälle nennen könne.