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So absurd kann die Fußballwelt sein - und damit sind ausnahmsweise nicht die obszönen Transfersummen in schwindelerregender Millionenhöhe gemeint: Ein Land schwächt sich zehn Monate vor der WM selbst, indem es zwei Schlüsselspieler - den Kapitän und seinen Vize - aus der Nationalelf ausschließt; und zwar einzig deshalb, weil die beiden als Fußballprofis ihren Job gemacht haben und ein Europacupmatch für ihren griechischen Arbeitgeber bestritten haben. Natürlich ist die mittlerweile zum globalen Aufreger mutierte Geschichte der iranischen Teamspieler Massoud Schojaei und Ehsan Hajsafi viel komplizierter, hat sie doch mit dem Nahost-Konflikt und dem seit 38 Jahren währenden Sportbann der persischen Mullahs gegenüber Israel zu tun. Gegen Letzteren haben die beiden Kicker jüngst verstoßen, weil sie für ihren Verein Panionios Athen gegen Maccabi Tel Aviv angetreten sind. Dass das iranische Sportministerium gleich derart hart durchgriff (statt es wie einst bei Sturm-Legionär Mehrdad Minavand einfach zu ignorieren), hat wohl auch mit dem gesellschaftspolitischen Einsatz von Schojaei zu tun, der sich zuletzt etwa für das Ende des Stadionverbotes für Frauen aussprach. Noch viel verstörender an der ganzen Sache aber ist das eiserne Schweigen der Fifa zu der seit Tagen köchelnden Causa. Wer sich den Kampf gegen Diskriminierung und Rassismus auf die Fahnen heftet, kann sich bei solch entscheidenden Fragen nicht wegducken, will er seine Glaubwürdigkeit bewahren. Doch der angebliche Reformer als Fifa-Boss, Gianni Infantino, ist ebenso abgetaucht wie alle relevanten Komparsen des Fußball-Zirkus’. Doch was passiert, wenn man nun den Iran gewähren lässt? Wird 2022 der Iran-Verbündete Katar den potenziellen WM-Teilnehmer Israel nicht einreisen lassen - und sehen dann auch alle weg?