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Ohne ein großer Prophet zu sein, wird die WM 2022 in Katar ein ziemlicher Flop werden - jedenfalls was die Fan-Stimmung und Atmosphäre im streng islamisch regierten Golf-Emirat betrifft. Und das ist bei solchen Fußballfesten, abgesehen von der sportlichen Attraktivität, die halbe Miete. (Ganz zu schweigen davon, dass die Weihnachts-WM die Fans in Mitteleuropa wohl auch nicht sonderlich erwärmen wird.) Die Titelkämpfe in dem kleinen Land - in etwa so groß wie Oberösterreich - sind wohl nicht mehr zu verhindern, auch nicht vom neuen Fifa-Präsidenten Gianni Infantino, wie dieser bereits bekundet hat. Um den Makel dieses dubioses WM-Zuschlags zu kompensieren, greift der Schweizer nun aber zu einem radikalen Stilmittel, das von Größenwahn inspiriert scheint. Nach der WM im Zwergen-Emirat soll sie vier Jahre später nämlich gleich auf einem ganzen Kontinent stattfinden - nämlich in Nordamerika (USA, Kanada, Mexiko). Und weil dort natürlich - anders als in Katar - Platz genug für Millionen Fans und mehr als ein Dutzend Stadien ist, sollen nicht wie gehabt 32 Mannschaften auf Titeljagd gehen, sondern gleich 48. Dass der vormalige Uefa-Generalsekretär bis vor kurzem noch einer WM mit 40 Teams das Wort geredet hat, darf übrigens unter Was-kümmert-mich-mein Geschwätz-von-gestern? archiviert werden. Abgesehen davon, dass Infantino dafür schon globales Kopfschütteln geerntet hat, ist der Vorschlag mit einem windschiefen Turnierraster, bei dem sich 16Teams nach nur einer K.o.-Partie verabschieden müssen, wirklich absurd und widerspricht erst recht dem Geist einer Großveranstaltung. Klar ist, dass sich Infantino als innovativer Macher präsentieren muss, der sich vom schweren Erbe seiner Vorgänger abgrenzen will - allerdings übersieht er dabei, dass das bisherige WM-Format das Unproblematischste an der Fifa war.