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Gianni, der Frauenflüsterer?

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

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Gianni Infantino war bisher eher nicht als großer Frauenversteher bekannt, aber was nicht war, kann ja noch werden. Und jetzt, da er nach seiner Wahl zum Fifa-Präsidenten von vielen als Retter des Weltfußballs gefeiert wurde, dann aber selbst wegen Geschäften mit Offshore-Firmen ins Gerede kam, scheint für ihn der ideale Zeitpunkt gekommen, sich zum Heilsbringer des Frauen-Fußballs aufzuschwingen. In einem Interview mit Fox Sports forderte er nun höhere Preisgelder bei den Frauen-Turnieren. "Es geht darum, ihnen das zu geben, was richtig und verdient ist", sagte er. Erst kürzlich hatten fünf US-Topstars um Weltfußballerin Carli Lloyd eine Beschwerde gegen den US-Verband bei einer Antidiskriminierungs-Bundesbehörde eingebracht, weil sie trotz größerer sportlicher Erfolge fast viermal schlechter bezahlt würden als die Männer; sogar ein Olympia-Boykott steht im Raum. Infantino trifft also einen Nerv, der schon lange bloßliegt, und die Fifa ist daran nicht unschuldig. Das Preisgeld wurde zwar für die vergangene WM in Kanada verdoppelt, gemessen an den 35 Millionen Euro, die die deutschen Weltmeister beim Herren-Turnier 2014 bekamen, sind die zwei Millionen, die es für die US-Siegerinnen gab, aber ein Hohn, der jedwede Diskussion über geringere Akzeptanz obsolet macht. Und dass die Fifa bis zum jüngsten Kongress gebraucht hat, um die Gleichberechtigung der Geschlechter in die Statuten aufzunehmen, sagt eigentlich alles. Zudem hatte Infantino schon davor mehr Geld für alle angekündigt. Sein Vorstoß bedeutet also mehr eine Anpassung als eine Angleichung, immerhin etwas. Der Präsident, dem die Frauen vertrauen, wird er alleine dadurch aber noch lange nicht.