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Gib dem Affen Zucker!

Von Christoph Irrgeher

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Seit rund zehn Jahren gibt es eine Gruppe, die man die Original Salzburger Skulpturenstürmer nennen könnte. Die tritt zwar nicht in Volksmusiksendungen auf, ist aber dennoch bekannt. Schließlich meint sie, lautstark protestieren zu müssen. Und auf Anlässe ist Verlass. Sobald sich nämlich die Gegenseite - der Geldvernichtung zugeneigt, dem Schönen, Wahren und Guten jedoch sträflich abhold! - wieder einmal erfrecht, die Altstadt mit einem total unkünstlerischen Kunstwerk zu besudeln, bläst der Verschönerungsverein von eigenen Gnaden zur Attacke. So auch nun. Nassforsch verschandelt eine Affen-Skulptur von Jörg Immendorff das altehrwürdige Festspiel-Areal bis Juli. Sapperlot!

Nüchtern betrachtet, darf man aber schon fragen, wer sich da zum Affen macht. Ja, wenn die Immendorff-Skulptur durch Obszönität glänzen würde (wie der Riesengemächt-Mann 2003)! Oder durch provokante Nutzlosigkeit (wie der verkehrte Hubschrauber 2006)! Doch Immendorff zeigt einfach nur Affen. Und die geben sich weder sexuell, blasphemisch noch sonst wie skandalös.

Dass die FPÖ Salzburg dennoch die Delogierung des Werks verlangt und - gib dem Kunstfeind Zucker! - Schokobananen verteilt, kann man sich insofern nur folgendermaßen erklären: durch eine Art Pawlow’schen Reflex, den mittlerweile jeder halbwegs künstlerische Altstadt-Fremdkörper auslöst. Ein Buhlen um Wähler kann’s kaum sein. Ein Bürgerbegehren gegen Kunst im öffentlichen Raum hatte Salzburg nämlich schon - mit nicht einmal 2000 Unterschriften.