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Vielleicht hat die Staatsduma ja zu wenig zu tun. Oder sie will von den echten Problemen ablenken, indem sie die 2011 eingeführte "ewige Sommerzeit" zum Politikum macht. "Mit Schrecken warten viele Menschen auf den Wintereinbruch", warnt der rechtspopulistische Abgeordnete Sergej Kalaschnikow. Ein Gesetzesentwurf zur Rückkehr zur Winterzeit liege schon auf dem Tisch, stimmt Wladimir Gutenow von der Regierungspartei Geeintes Russland ein. Schon in wenigen Wochen würde die Nacht in den Morgen reichen, um die Wintersonnwende sähen viele Angestellte kein Tageslicht. Prolongierte Dunkelheit schade der Aufnahmefähigkeit, es drohe ein dramatischer Rückgang des Bruttoinlandsprodukts. Mütter beklagen, dass ihre Kinder den Schultag nachts beginnen, Lehrerinnen wollen vor 11 Uhr nicht mehr prüfen.
Ob es auch jemanden gibt, der es gut findet, wenn die Nachmittage länger hell sind, wird nicht gefragt. Vielmehr soll das "nötige" Ende des "ewigen Sommers" als Symbol für das Scheitern des ehemaligen russischen Präsidenten Dimitrij Medwedjew gesehen werden, der sonst keine Reformen hinterlassen habe. Und so rührt niemand am Kern des Problems. Denn bereits zu Sowjetzeiten wurden die Uhren um eine Stunde vorgedreht, wodurch Russland im Winter der natürlichen Zeit um zwei Stunden voraus ist. Warum dieserart übertrieben wurde, bleibt zu klären, denn eine Stunde mehr Licht am Tag würde völlig reichen. Zum vierten Mal sei daher hier für die Einführung der ganzjährigen Sommerzeit in Europa plädiert. Denn dann hätten Arbeitnehmer auch im Winter noch ein bisschen etwas vom Nachmittag.