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Gib mir die Sonne das ganze Jahr

Von Eva Stanzl

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Soll das Volk schlafen oder soll das Volk leben? In einer Diktatur soll es wohl schlafen. In einer Demokratie mündiger Bürger hingegen, die noch dazu ständig dazu aufgefordert werden, den Binnenkonsum anzukurbeln, damit doch das Bruttoninlandsprodukt wächst, muss es wach sein. Denn es muss arbeiten für sein Geld.


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Arbeitende Menschen sind froh über jede zusätzliche Stunde Freizeit am Abend, in der sie draußen sein, Sport treiben, im Schanigarten sitzen oder mit den Kindern an der Luft spielen können. Deswegen hat die Sommerzeit so klar wie ein Sternenhimmel in einer Sommernacht Sinn.

Diesem augenscheinlichen Befund stehen Chronobiologen gegenüber, die mit Studien an jeweils wenigen Testpersonen ihr Fachwissen der Öffentlichkeit darlegen. Demnach bringt nicht nur die Zeitumstellung, sondern die Sommerzeit an sich den menschlichen Rhythmus durcheinander, weil sich die innere Uhr an den Verlust einer Stunde langsam bis gar nicht gewöhnen kann. Die Winterzeit sei daher die "richtige", weil ursprüngliche Zeit.

Die Forscher vernachlässigen dabei nicht nur, dass Uhrzeit an sich ein Konstrukt ist. Sondern sie ignorieren zugunsten ihres Arguments auch all jene, die den Start der Sommerzeit bejubeln, weil sie ein Gefühl gesteigerter Lebensqualität haben. Was wohl kein vernachlässigbarer psychologischer Effekt sein kann. Somit ist die innere Uhr nicht das Maß aller Dinge.