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König Fußball hat wieder die Macht über die TV-Fernbedienung an sich gerissen. Widerstand ist weitgehend zwecklos, seit die Macher im Hintergrund auch die weibliche Hälfte der Menschheit als Konsumenten entdeckt haben. Den kickenden Beaus wie Beckham, Figo, Totti & Co. sei Dank - die Befreiung des Fußballs aus dem Männer-Ghetto hat die Lebensqualität aller Beteiligten stärker erhöht als die flächendeckende Einführung von Sportlokalen mit Live-Übertragungen.
Das Aussehen der Spieler mag sich dadurch vielleicht verändert haben, der Charakter des Spiels jedoch sicherlich nicht. Daran kann auch all das Gerede à la "am Ende setzt sich eben doch Qualität durch" nichts ändern, die vom "Glück der Tüchtigen" und anderen Fantasien aus der Kategorie "Wunschdenken" faseln: Es bleibt fundamental ungerecht.
Denn wäre dem wirklich so, würde nicht die ganze Welt vor "den Deutschen" zittern. Das mag früher militärisch sicherlich seine Berechtigung gehabt haben. Fußballerisch ist das natürlich ein Witz.
Nimmt man die Leistungen unserer nördlichen Nachbarn auf dem Feld zum Maßstab, bestünde für das überlaute Zähneklappern aller Weltklassemannschaften vor Rudi Völlers Mannen kein Anlass. Selbst Siege geraten diesen zu einer Demonstration fußballerischer Einfalt.
Nur ein Sieg der Niederländer im heutigen Schlagerspiel gegen Deutschland vermag daher unserem Glauben, dass es auch im Fußball so etwas wie Gerechtigkeit gibt, neue Hoffnung zu geben.