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"Aufgeben tut man einen Brief", hatte der einstige Briefträger und nunmehrige Fußballtrainer Peter Pacult einmal bemerkt. Jetzt scheint es, als würden viele seiner Ex-Kollegen von ihrem Arbeitgeber, der Österreichischen Post AG, aufgegeben. Wie berichtet soll ein Teil der Briefträger durch Zusteller privater Anbieter ersetzt werden.
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Welches Signal ihrer Kompetenz sendet die Post damit aus? Als sie sich 2001 am Werbezettelverteiler Feibra beteiligt hatte, war von einer Zwei-Marken-Strategie die Rede: Die Postzustellung sollte hochqualitativ sein, jene der Feibra billig. Übrig bleibt offenbar nur billig.
Die Art, wie sich die Post auf die Marktliberalisierung vorbereitet, lässt den Beobachter ratlos zurück. Nach und nach tritt das mehrheitlich (53 Prozent) staatliche Unternehmen von seinen Kernkompetenzen zurück: Das einst umfassende Filialnetz, das mit der Nähe zum Kunden punkten konnte, ist bereits Vergangenheit. Viele Postdienstleistungen können private Partner offenkundig effizienter und besser erledigen - man muss die Post nur beim Wort nehmen, wonach die Versorgung der Bevölkerung sich durch Greißler, Gemeindeämter und eventuell sogar Pfarren verbessern werde.
So wie der ORF seine eigene Legitimation der Gebühreneinhebung schleichend unterminiert hat, indem er die privaten Sender mit boulevardesker Programmgestaltung außen überholte, sägt auch die Post an jenem Ast, auf dem sie sitzt: Warum sollte der Gesetzgeber auf die Post noch besondere Rücksicht nehmen, wenn Sie selbst ihre Qualitätsstandards aufweicht? Welche Kompetenzen verbleiben der Post eigentlich noch? Die Verwaltung eines Markenimages wird es nicht sein - dieses ist nicht gerade besonders strahlend. Das zeigt allein der wohlmeinende Rat eines Aktionärs bei der Hauptversammlung: "Man muss den Postfuchs reanimieren, um das Image zu retten. Wenn Sie keinen Designer finden, zeichne ich diesen gerne selbst."