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Giebelkreuz bedeckt Russland

Von Sissi Eigruber

Wirtschaft

Kaufpreis bis zu 550 Mio. US-Dollar. | Kapitalerhöhung Anfang 2007 geplant. | Moskau . Die meisten Firmen in Russland zahlen die Löhne für ihre Beschäftigten noch bar aus. Nur jeder fünfte Russe hat ein Bankkonto, die Tendenz ist jedoch steigend. Die Wirtschaft wächst und mit ihr auch die Nachfrage nach Finanzierungen und Anlageprodukten. Raiffeisen International (RI) ist seit 1997 mit einer Tochterbank, der ZAO Raiffeisenbank Austria, in Russland aktiv. Sie will an diesem Wachstumsmarkt künftig noch stärker mitnaschen und katapultiert sich nun mit dem Kauf der Impexbank im russischen Bankenranking von Platz 10 auf Platz acht.


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Landesweites Netz

"Raiffeisen kennt man seit 15 Jahren in der Region und die Leute sind bereit, uns ihr hart verdientes Geld anzuvertrauen", ist der Generaldirektor der börsenotierten RI, Herbert Stepic, überzeugt. Im Gegensatz zur russischen Raiffeisentochter, die nur über 32 Geschäftsstellen in ausgewählten Regionen verfügt, hat die Impexbank ein landesweites Netz von 190 Filialen und Büros sowie 350 Vertriebsstellen. "Deshalb zahlen wir 550 Mio. US-Dollar", erklärte Stepic am Mittwoch in einer Pressekonferenz in Moskau. "Wir ersparen uns damit die Filialexpansion von mindestens vier Jahren". Der Ausbau wird dennoch vorangetrieben. Bis 2008 soll es Raiffeisen-Impex-Filialen in allen 88 Regionen des Landes geben. Ob die Marke Impexbank erhalten bleibt, verschwindet oder eine Doppelmarkenstrategie gefahren wird, ist offen.

Die erste Tranche des Kaufpreises über 500 Mio. Dollar wurde bereits am 28. April bezahlt, die zweite Tranche bis zu 50 Mio. USD hängt vom Jahresergebnis 2005 der Impexbank ab. Weitere bis zu 20 Mio. USD könnten durch die vereinbarte Neubewertung der Immobilien fällig werden.

Es sei zwar jedes Investment mit einem gewissen Risiko behaftet, besondere Gefahren ortet Stepic in Russland aber nicht. Denn auch wenn Russland als Exporteur derzeit besonders stark von den hohen Erdöl- und Erdgaspreisen profitiert, sei das Wirtschaftswachstum auch durch andere Industriezweige sowie die kleinen und mittleren Unternehmen getragen und werde sich fortsetzen. Auch die politische Situation schätzt Stepic positiv ein: "Putin hat nach langer Zeit des Chaos echte Stabilität für den Markt gebracht". Der Demokratisierungsprozess werde auch nach Putin weitergehen.

Weitere Käufe möglich

Auf die Frage, ob RI weitere Akquisitionen in Russland oder anderen Ländern der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten plant, hält sich der Bankenchef bedeckt: "Man soll niemals nie sagen, aber jetzt haben wir einmal zu tun", so Stepic in Bezug auf die bevorstehende Zusammenführung der zwei Banken in Russland, die etwa 10 Mio. US-Dollar kosten wird. Die Eigenkapitalausstattung sei auch nach der Übernahme der Impexbank noch gut, sagte Stepic, wiederholte aber seine Ankündigung einer Kapitalerhöhung, die voraussichtlich Anfang 2007 stattfinden soll. Zusätzlich Geld in die Kasse könnte RI durch den Verkauf der Raiffeisenbank Ukraine bekommen. Raiffeisen bliebe in der Ukraine weiter mit der erst voriges Jahr erworbenen (viel größeren) Avalbank vertreten. Die Entscheidung, ob verkauft wird oder nicht, soll wie berichtet bis Ende des Monats fallen.

In Rumänien hält die Raiffeisen International an ihrem Interesse an der zum Verkauf stehenden, bisher staatlichen CEC fest. Stepic hält es aber für unwahrscheinlich, dass der Deal noch heuer über die Bühne gehen wird.