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Kuratorium für Verkehrssicherheit: 5,4 Milliarden an Zusatzinvestitionen. | Extrem schwere Lkw vervielfachen das Unfallrisiko. | Wien. In die auf beiden Seiten mit viel Emotionen geführte Debatte um die mögliche Einführung von Gigalinern in Österreich schaltet sich auch das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) ein: Sollten die bis zu 60 Tonnen schweren Fahrzeuge - auch Eurokombi-Lkw genannt - erlaubt werden, wäre der Finanzbedarf für das Aufrüsten des Straßennetzes enorm, sagte KfV-Verkehrsexperte Klaus Robatsch. Es wäre mit Mehrkosten von rund fünf Milliarden Euro zu rechnen - etwa um bestehende Brücken gegen tragfähigere auszutauschen oder Mittelleitschienen auf Autobahnen zu verstärken.
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Auch die Gefahr von schweren Unfällen nehme zu, betonte Robatsch bei einer Podiumsdiskussion in der Wirtschaftskammer Österreich zu Gigalinern. Bei 60 Tonnen schweren Lkw bestehe ein "vier Mal so großes Tötungsrisiko" bei einem Unfall mit einem schwächeren Verkehrsteilnehmer, so der Experte.
"Medienschlacht" um "Monstertrucks"
Völlig anders beurteilte etwa Arnulf Bleck - beim deutschen Textilversand Meyer & Meyer für das Flottenmanagement zuständig - die Gigaliner. Seit vier Jahren gebe es in Deutschland unter dem Stichwort "Monstertrucks" eine wahre "Medienschlacht" um das Thema. Beck verwies insbesondere auf die Spritersparnis durch die Eurokombi-Lkw im Ausmaß von rund 15 Prozent. In Deutschland mache man derzeit nur in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern Eurokombi-Feldversuche. In Schweden und Norwegen habe man längere und schwerere Lkw schon immer verwendet. Bleck geht davon aus, dass die EU früher oder später die Gigaliner für ganz Europa freigibt. In Dänemark und den Niederlanden sind Gigaliner bereits erlaubt.
Die Kostenersparnis eines Eurokombi-Lkw gegenüber einem herkömmlichen Sattelzug betrage rund 35 Prozent und ergebe sich vor allem daraus, dass weniger Fahrer benötigt werden, sagte Loes Aarts vom niederländischen Verkehrsministerium. Bei der Verkehrssicherheit habe sie keine Bedenken. Die Gigaliner dürften nämlich nicht überall fahren, für Lieferungen in Ortsgebiete brauche man eine Sondergenehmigung, erklärte Aarts.