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Girokonten: Senioren zahlen doppelt drauf

Von Matthias G. Bernold

Wirtschaft

Wer seine Bankgeschäfte vornehmlich bar und ohne Internet tätigt, zahlt drauf. Und zwar mitunter mehr als das Doppelte. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Vereins für Konsumenteninformation (VKI).


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Diese Mehrfachbelastung für "konservative" Nutzer, die ohne Plastikgeld und Online-Banking auskommen, trifft vor allem ältere Menschen. "Die zwei Millionen Senioren in Österreich werden von den Banken finanziell bestraft", kritisierte gestern Konsumentenschutzminister Dieter Böhmdorfer, der die Studie beim VKI in Auftrag gegeben hatte.

Obwohl der "konservative" Nutzer laut Studie um 29% weniger Kontobewegungen durchführt, sind die reinen Kontokosten für ihn um bis zu 206% höher als für den "modernen" Nutzer. Hintergrund dieser Preispolitik sei es, "konservative zu modernen Bankkunden" zu machen, da letztere für die Banken billiger kämen. Allerdings würden auch "moderne" Kunden verstärkt zur Kasse gebeten.

Generell kritisieren die Konsumentenschützer die undurchsichtige Informationspolitik der Banken. "Das hat auch Auswirkungen auf den gesamtwirtschaftlichen Bereich", warnt Böhmdorfer, "weil für die Unternehmensgründung ein Bankkredit nötig ist". Aber kaum jemand sei in der Lage, die Preise zu vergleichen. Die Konsumentenschützer fordern daher einen einheitlichen Standard der österreichischen Kreditinstitute für Spesenlisten. Auch sollten sich die Banken künftig an sachlichen Kriterien orientieren, wenn sie die Preise erhöhen wollten. Böhmdorfer verwies auf eine OGH-Entscheidung, wonach Veränderung der Girokontokosten an bestimmte, vertraglich vereinbarte und von der Bank unabhängige sachlich gerechtfertigte Parameter zu binden sei. Der Minister ermahnte die Banken, sich nicht auf alte Verträge zu berufen - sondern künftige Preiserhöhungen vertraglich an den Verbraucherpreisindex zu binden.

Kostenfalle Überziehung

Böhmdorfer warnt die Bankkunden vor allem vor Überziehungen. "Ohne vorheriges Gespräch" würden den Kunden Zinssätze von bis zu 13,25% verrechnet - dazu kämen fallweise auch noch Provisionen. Wie die Studie ergab, fallen bei einer durchschnittlichen Überziehung von 1.000 Euro pro Quartal bei der teuersten Bank 294 Euro Gesamtkosten an. Fast ein Drittel des ausgeliehenen Betrages. Diese Kostenfalle werde oft übersehen und verschaffe den betreffenden Banken eine "überproportionale Einnahmequelle".