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Man muss schon sagen: Kalauertechnisch hat das Burgtheater rund um die laufende Affäre auch nicht gerade Glück. Nicht nur, dass Matthias Hartmanns neues Stück, das im April Premiere haben soll, ausgerechnet "Der falsche Film" heißt. Nun hat sich auch eine Theatergruppe vom Ungarnfestival zurückgezogen - das Stück, das gezeigt hätte werden sollen, heißt "Corruption". Keine Frage, auch den Spielplan der nächsten Saison wird man mit Genuss auf Anspielungspotenzial untersuchen. Die Präsentation desselben wird auch ein recht seltsames Spektakel werden. Hat den Spielplan doch noch Hartmann erstellt, vorgestellt wird er aber vom interimistischen Leiter (oder der Leiterin) werden.
Dass sich nun angeblich so viele wünschen, dass diese interimistische Leitung jemandem aus dem Ensemble übertragen wird, ist wohl eher dem Wunsch nach einem gewissen Glamour geschuldet. Doch die vernünftigste Übergangslösung kann eigentlich nicht ein Schauspieler aus einem verunsicherten Ensemble sein - die Burg braucht nun alles andere als weitere Verunsicherung und womöglich Lagerbildung. Sie braucht, so unglamourös das auch klingt, in einer solchen einzigartig verfahrenen Situation einen besonnenen Verwalter. Nicht ohne Grund ist bereits der Name Karin Bergmann gefallen: Sie arbeitete 20 Jahre lang mit drei Direktoren (Peymann, Bachler, Hartmann) an der Burg, vor ihrem Abschied war sie ein Jahr Ko-Direktorin neben Hartmann. Das klingt doch sehr nach dem geforderten Einblick in das Haus und Troubleshooter-Talent. Glamourös ist momentan einfach nicht drin.