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Glamouröse Äpfel gibt es nicht

Von Christina Böck

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Die Eissorte des Jahres 2013 ist also Apfel. Im Jahr 2012 war es noch Mango. Das war noch deutlich exotischer und mondäner, nicht? Mango ist quasi der rote Papstschuh unter den Eissorten. Und der Apfel, der ist ein Franziskusfrüchtchen. Bodenständig, bescheiden, prunkallergisch. Einen glamourösen Apfel gibt es nicht. Da können sich Arten wie "Pink Lady" (eine künstlich knapp gehaltene Clubsorte) noch so bemühen.

Und dazu noch der Name der Sorte, aus dem das Eis des Jahres gewonnen wird: "Granny Smith". Die Würde des Alters und der ehrbare Durchschnitt - wenn das mal keinen Paradigmenwechsel in unserer schnellen, jugendorientierten Zeit bedeutet. Dass sich in der Apfelsorte selbstverständlich auch die Krise niedergeschlagen haben könnte, das zeigt auch eindeutig die Wortwahl von Eissalonier Kurt Tichy: Als "ein bisschen herb" beschreibt er den Geschmack. Das trifft es nicht ganz, denn ein Granny Smith ist vor allem einmal eins: sauer. Und das wiederum, das sind derzeit auch die Zyprioten. Also ein zeitgemäßerer globaler Kommentar kann eine Eissorte gar nicht sein.

Übrigens isst der Österreicher 21 Stanitzel Eis im Jahr. Die alle mit Granny Smith zu füllen ist wiederum nicht so ratsam. Weniger wegen der nicht zuletzt biblischen Belastung des Obstes - manchem ist vielleicht sein Zahnschmelz noch lieb und teuer.

Aber vielleicht ist das alles ganz anders und es hat unter den Gelatierern nur geheißen: Heuer wär mal wieder Grün dran. Und dass die Fraktion der Pistazienbefürworter da unterliegt, das versteht sich ja von selbst.