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Wenn es mit Aktienwerten bergab geht, dann flüchten sich viele Anleger in Sachwerte wie Gold, Immobilien oder neuerdings auch "erneuerbare Energien" - für das grüne Gewissen.
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Photovoltaikanlagen, Windparks, Biokraftwerke, aber auch Immobilien sind für viele Anleger derzeit interessanter als Kurs-Gewinn-Verhältnisse, Dividendenrenditen oder Anleihencoupons. Bei solchen "Sachwertbeteiligungen", etwas irreführend auch als "geschlossene Fonds" bekannt, wird der Anleger zum Kommanditär. Er muss sich also genauestens über den Geschäftsplan der Kommanditgesellschaft (KG) und vor allem das "Ausstiegs-/Exit-Szenario" informieren, also den Verkauf des Objekts nach Auslaufen der Beteiligung. Da solche KGs oft nur in ein einzelnes Projekt investieren, ist das Risiko höher als in breit gestreuten Fondskonstruktionen. Allerdings sind auch die Ertragserwartungen mit rund 6Prozent bei Immobilienbeteiligungen und bis knapp mehr als 10 Prozent im Bereich erneuerbare Energien wesentlich höher.
Besonders während der Finanzkrise sind einige solcher Beteiligungen schiefgegangen, weil ihre Annahmen zu optimistisch waren, oder zu wenig Liquidität vorhanden war. Mittlerweile haben die Firmen ihre Kalkulationsmodelle deutlich konservativer gestaltet und die Größen der Beteiligungen zurückgeschraubt.
Gerade bei Immobilien haben einige Anbieter zwar viel Geld eingesammelt, aber finden nicht sofort geeignete Objekte, die ihren strengen Auswahlkriterien entsprechen. "Es herrscht derzeit eine pure Angst bei den Menschen, was die Geldwert-Stabilität angeht, und deshalb gehen sie in Sachwerte und das wird auch so bleiben," sagt Lars Bergmann vom Immobilienentwickler Immovation.
Aber Peter Heidecker, Geschäftsführer von Chorus, die sich auf erneuerbare Energien spezialisiert haben, betont, dass es "nicht vernünftig ist, ausschließlich in Sachwerte zu investieren". Bei erneuerbaren Energien habe es nach Fukushima einen deutlichen Aufschwung gegeben, der aber wieder "abgeschmiert" sei, weil billige Solarmodule aus China den Markt überschwemmt und dadurch die Margen verringert haben.
Diese Billigproduktion trübt auch das grüne Image der Photovoltaik, denn im Streben nach Erneuerbaren rücken Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern in den Hintergrund.
Photovoltaik-Beteiligungen profitierten von den günstigeren Modulen, so Heidecker, der ein Ende der hohen Rentabilität solcher Anlagen für die nächsten Jahrzehnte voraussagt, weil die staatliche Förderung kontinuierlich abnimmt, die Kosten aber nicht mehr viel gesenkt werden können.
Für Anleger, die mit Investitionen in Erneuerbare einen ökologischen Beitrag leisten wollen, oder solche, die am Betongold-Boom teilhaben wollen, gibt es neben der klassischen Fondskonstruktion und der Sachwertbeteiligung mit relativ hohem Einstiegslevel jetzt Alternativen. Einige Gesellschaften bieten ihre "geschlossenen Fonds" auch als Ansparvariante zu rund 100 Euro monatlich an. Die WM AG, die Gütesiegel für Sachwertbeteiligungen vergibt, hat erstmals eine solche mit einer Lebensversicherung gekoppelt, die in einen Themenfonds "Erneuerbare Energien" investiert.
Die neuen Verpackungen ändern aber nichts an der langen Laufzeit und am erhöhten Risikoprofil solcher Beteiligungen, das aber bei guten Anbietern transparenter sein sollte als bei Kapitalmarktanlagen.
Barbara Ottawa ist freie Journalistin und berichtet vorwiegend über Investitionen und Pensionskassen.