Gold ist kein geeignetes Basisinvestment für Kleinanleger.
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Wien. Anleger haben es in Zeiten, wo es an den Finanzmärkten ständig auf und ab geht, nicht leicht. Die Verunsicherung über die zackigen Ausschläge bei den Börsenkursen ist groß, das Vertrauen in klassische Wertpapierveranlagungen geschrumpft. Umso interessanter erscheint derzeit Gold: Der Preis für das Edelmetall hat sich seit der Lehman-Pleite im Herbst 2008 mehr als verdoppelt. Am Freitagvormittag notierte Gold in London bei 1756 Dollar je Feinunze (31,1035 Gramm), vor zwei Jahren waren es gerade etwa 750 Dollar.
Kein Wunder, dass auch Kleinanleger mit dem Gedanken spielen, ihr Erspartes umzuschichten und in Gold zu investieren. Immerhin besteht Hoffnung auf satte Renditen, erwarten doch Rohstoffhändler weitere kräftige Preissteigerungen. Goldbarren gibt es bei verschiedenen Anbietern schon in winzigen Größen ab einem Gramm Gewicht. Kostenpunkt: weniger als 60 Euro. Ein einfacher Golddukaten ist um rund 150 Euro zu haben. Kaufen und dann nach einiger Zeit wieder mit Gewinn verkaufen - das klingt simpel.
Ganz so einfach ist es aber dann doch wieder nicht. "Kleine Stückelungen sind als Investment nicht geeignet", sagt Gernot Mayer, Geschäftsführer der Schöller Münzhandel GmbH im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Denn die nicht unerheblichen Spannen zwischen An- und Verkaufspreisen muss der Anleger durch die Preissteigerung des Goldes erst einmal verdienen. Bei größeren Goldbarren ist der Aufschlag geringer.
Die Experten des Münzhandelshauses, eine Tochter der Münze Österreich, raten ihren Kunden prinzipiell, Gold nicht als kurzfristiges Anlageinstrument zu verwenden, sondern langfristig zu denken. "Wir sehen Gold nicht als Konkurrenz zu anderen Veranlagungsformen, sondern als Beimischung im Portfolio", betont Mayer. Er hält einen Anteil von 5 bis 15 Prozent für sinnvoll.
"Gold ist kein Substitut für sicheres Sparen"
"Gold ist als Basisinvestment nicht geeignet. Es ist kein Substitut für sicheres Sparen", meint Christian Prantner von der Abteilung Konsumentenschutz der Arbeiterkammer (AK) Wien. "Überspitzt formuliert: Empfiehlt ein Finanzberater, die 10.000 Euro, die ich für Notfälle auf dem Sparbuch habe, in Gold umzuschichten, ist das unsinnig und auch hoch riskant." Mit dem Goldpreis gehe es nämlich nicht immer nur stetig bergauf - wie sich im vergangenen September zeigte, als es innerhalb von drei Wochen einen Kursrückgang von rund 15 Prozent gab.
Die Arbeiterkammer hat auch Goldsparpläne von Anbietern im Internet unter die Lupe genommen, bei denen der Sparer mit monatlichen Beträgen Gold erwirbt. Fazit: Die Anbieter unterschlagen den Konsumenten oft wichtige Informationen wie diverse Spesen und Gebühren und verharmlosen die Risiken. Ein Anbieter wirbt gar mit dem Motto "risikolos immer gewinnen".
Mayer sieht den Goldpreis zum Jahresende bei etwa 1800 Dollar je Feinunze. Viel werde natürlich von der weiteren Entwicklung rund um die Schuldenkrise der EU und insbesondere Griechenland abhängen. Er sieht derzeit jedenfalls ein massives Geschäftsvolumen mit Großhandelskunden in Österreich, Deutschland und anderen Nachbarländern.