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Ö1 fügt dem Sonntag durch die Ausstrahlung von Ernst Lothars "Engel mit der Posaune", dramatisiert von Klaus Gmeiner, einen Glanzpunkt hinzu. Der Schriftsteller, geboren 1890, verstorben 1974, dürfte heutzutage, wiewohl zu seinen Lebzeiten vielgelesen, ziemlich "vergessen" sein. Er hieß eigentlich Ernst Lothar Müller, stammte aus Brünn, war mit Adrienne Gessner verheiratet und leitete einige Jahre das Theater in der Josefstadt. Von 1938 bis 1948 war er in den USA.
"Der Engel mit der Posaune" ist eine Familiengeschichte, die in etwa zur Zeit der Tragödie von Mayerling einsetzt. Die großbürgerliche Familie Alt besitzt und bewohnt ein riesiges Haus mit vier Stockwerken, die als Bühne für diesen Zeitroman dienen. Vor zwei Wochen war der Erste Weltkrieg zu Ende und der ältere der beiden Alt-Söhne, dem Michael Heltau die Stimme leiht, ist auch aus der Kriegsgefangenschaft gekommen. Er verzweifelt daran, dass in Wien und im Alt'schen Familiensitz alles so weitergeht wie vor dem Krieg. Seine Frau Selma brilliert am Burgtheater; sie, die nicht Standesgemäße, bittet ihren Gatten um Verständnis für seine Familie, die einfach nur versuche, wieder Tritt zu fassen. Man ahnt, dass der jüngere Bruder noch für allerlei Unheil sorgen wird. Im Moment jedoch sorgt sich die Hörerschar um Selma, die mitten in einer Vorstellung zusammengebrochen ist . . .
Wenn Klaus Gmeiner noch nicht alle Ehrenzeichen, die es im Zusammenhang mit Literatur gibt, in Silber und Gold bekommen hat, sollte man eine Klaus-Gmeiner-Auszeichnung für radiophone Literatur erfinden.