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Die ARGE Datenschutz und der Verband österreichischer medizinischer Software-Hersteller (ÖMS) befürchten Datenmissbrauch und Wettbewerbsverzerrung durch den von Hauptverband der Sozialversicherungsträger und Ärztekammer eingeführten "Peering-Point".
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Bedenken gegenüber dem "Peering Point", dem Kontrollpunkt, wo sämtliche Patienten- und Medizin-Daten der Ärzte zusammenlaufen, meldete gestern Eduard Schebesta, Vizepräsident des ÖMS in einer Pressekonferenz. "Während sich derzeit jeder Arzt frei entscheiden kann, mit welcher Software-Firma er zusammenarbeiten möchte, wird ihm mit dem Peering Point die Wahlfreiheit genommen", so Schebesta. Er befürchtete die Gefährdung von rund 4.000 Arbeitsplätzen im medizinischen Software-Bereich.
Hans Zeger, Obmann der ARGE Datenschutz vermutete eine Kontrolle der Ärzte gleich "Schulbuben" und befindet das System "als völlig sinnlos". "Hier wird das Internet nachgebaut", meinte Zeger. "Zukünftig wird man sehen können, welche Patienten besonders häufig ihre Ärzte wechseln" oder "wie oft ein Arzt auf welche Pharma-Seite zugreift".
Für Jörg Pruckner, Obmann der Bundeskurie Niedergelassener Ärzte ist das "völliger Unsinn". "Der Peering-Point macht nichts anderes als Post zu verteilen, im Sinne von EDV-Paketen, die ungeöffnet weitergeleitet werden", erklärte er gegenüber der Wiener Zeitung. Alle Befunde seien nach wie vor verschlüsselt. "Bisher hat man die Patienten-Daten über das freie Internet verschickt, was viel gefährlicher und verantwortungslos war", argumentierte Pruckner.
Auf den Vorwurf Schebestas, dass die Ärzte aufgrund der Finanzierung des Peering-Point zur Kasse gebeten werden, erwiderte Pruckner: "Die Ärzte zahlen 60 Euro im Jahr, mehr nicht". Der Kontrollpunkt sei notwendig und eine sichere Sache.