Asphalt-Test auf der Höhenstraße positiv, Entscheidung verzögert sich.
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Wien. Die Zukunft der Wiener Höhenstraße steht auf dem Prüfstand: Die Charakteristik der 14,9 Kilometer langen Panoramastraße zwischen Neuwaldegg und dem Leopoldsberg könnte sich nämlich bald ändern und die bisherige Kleinsteinpflasterung durch gewöhnliche Asphaltierung ersetzt werden. Ein entsprechender Testlauf mit deutlich billigerem Asphaltbelag oberhalb von Grinzing, der vor etwas mehr als einem Jahr gestartet wurde, läuft laut Rathaus-Kreisen "sehr positiv".
Die endgültige Entscheidung in der heiklen Causa lässt aber auf sich warten, zumal das Bundesdenkmalamt noch ein gehöriges Wörtchen mitzureden hat. Denn bis 2010 stand die Panoramastraße durch den Wienerwald automatisch unter Denkmalschutz; derzeit prüft die Behörde, ob dieser Schutz weiterhin für alle Teile gelten soll. Kein Zweifel daran besteht für den zuständigen Referenten im Denkmalamt, Richard Wittasek-Dieckmann: "Wir gehen davon aus, dass die Höhenstraße als Ganzes ein Denkmal ist - inklusive der Pflasterung."
Dennoch haben die Denkmalschützer den Teststrecken der Stadt Wien zugestimmt: Ein Abschnitt wurde originalgetreu mit Pflastermosaik saniert - 200 Meter um 430.000 Euro; ein benachbarter Abschnitt wurde klassisch neu asphaltiert - hier kosteten 210 Meter 290.000Euro. Da es bei der zwischen 1934 und 1938 errichteten Höhenstraße insgesamt um mehr als 100.000 Quadratmeter Fahrbahnfläche geht, sind die Unterschiede in absoluten Zahlen gravierend: "Das Kleinsteinpflaster kostet insgesamt 30 Millionen Euro - der Asphalt nur 12 Millionen", rechnet Döblings Bezirksvorsteher Adolf Tiller (ÖVP) vor. Für ihn kann die Entscheidung daher nur pro Asphalt ausfallen - zumal Stadt und Bezirke in den nächsten Jahren sparen müssten.
"Bürger sind begeistert, weil es nicht mehr rumpelt"
Auch Tiller bestätigt, dass sich der glatte Belag "positiv bewährt" habe: "Und die Bürger sind begeistert, weil sie jetzt endlich fahren können, ohne dass es rumpelt." Beim Granit bestehe zudem weiterhin die Gefahr, dass die Steine durch die viele Busse auseinandergedrückt würden und es dann im Winter durch eindringendes Wasser zu Frostschäden komme. Allerdings schränkt auch Tiller ein: "Aber es stimmt natürlich, dass das Pflaster so viele Jahrzehnte gehalten hat."
Sein "Angebot" daher an alle Verantwortlichen: "Die Brücken und Stege gelten als Bauwerke, diese sind wir im Sinne des Denkmalschutzes gerne bereit, zu erhalten. Inklusive 50 Meter davor und danach." Nachsatz: "Aber alles andere muss irgendwann einmal asphaltiert werden", erklärt der Bezirkschef von Döbling, wo sich der Großteil der Panoramastraße befindet.
Diese Ansicht kann Denkmalschützer Wittasek-Dieckmann allerdings nicht teilen: "Das wäre dann ja ein Fleckerlteppich." Und auch die hohen Kosten relativiert der Experte für technische Denkmäler: "Man muss ja nicht gleich die ganze Straße auf einmal instand setzen, sondern kann Schritt für Schritt vorgehen." Zugleich stellt er in Aussicht, dass die wirtschaftlichen Umstände eine Rolle beim Denkmalschutzverfahren spielen würden. "Das kann für uns aber nicht das erste Argument sein, sonst würden wir ja jedes Denkmal verlieren", erklärt Wittasek-Dieckmann. Irgendwann müsse man jedenfalls zu einer für alle Seiten akzeptablen Lösung kommen.
Versuch wird mindestensbis 2014 verlängert
Dieser Zeitpunkt ist vorerst aber einmal verschoben: Hieß es ursprünglich noch, dass die beiden Musterstrecken nach rund einem Jahr evaluiert werden sollen - also im Frühjahr 2012 -, so erklärt nun das Büro von Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne), dass mindestens bis 2014 weiter getestet wird. "Einen solchen Versuch muss man über mehrere Jahre anlegen, um über die Haltbarkeit Aussagen treffen zu können." Denn die Grundfrage ist: Hält der glatte Asphalt auf der Wiener Höhenstraße auch langfristig so gut wie der rumpelige Granit?