Experte lobt Österreichs Bekenntnis zu F&E. | Wien. Wie viel soll der Staat für Forschung zahlen? "Es gibt keine absoluten Ziele. Gefördert wird im Glauben, dass die Wirtschaft langfristig profitiert", sagte Patrick Cunningham, Berater der Regierung Irlands in Forschungsfragen, im Interview mit der "Wiener Zeitung" am Rande des Evaluierungstags des Rats für Forschung und Technologieentwicklung.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Das EU-Ziel von 3 Prozent Forschungsquote des BIP bis 2010 sei in Anlehnung an die USA gesetzt worden. "Aber Südkorea peilt 6 Prozent an, also ist die EU-Größe relativ", so der Experte.
Im Schnitt vergehen 10 Jahre, bis Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) in die Wirtschaft zurückfließen. In der Grundlagenforschung könne es 30 Jahre dauern, bevor eine Anwendung gefunden sei und zum Geschäft würde. Die wirtschaftsnahe Forschung brächte dagegen oftmals binnen drei bis fünf Jahren marktreife Produkte.
Kritik am Standort
Trotz drohender Budgetkürzungen lobt der Experte Österreichs Bekenntnis zur Forschung: "Ein Exzellenzzentrum wie das Institute of Science and Technology Austria (IST) ist eine starke Aussage." Jedoch schließt er sich der Kritik an, wonach der Standort Maria Gugging nicht ideal sei: "Außerhalb Wiens muss das IST ein Magnet für Talente werden. Das könnte Spitzenforscher aus Wien abziehen, die Bundesländer-Unis könnten untergehen."
Irland liegt mit 1,4 Prozent Forschungsquote hinter Österreich (2,63 Prozent). Dass dennoch 13 von 15 der größten Pharmakonzerne auf der grünen Insel tätig sind, schreibt Dervilla Donelly vom Forschungsrat Niedrigsteuern und Investitionen in die Bildung zu. "Beides zusammen hat Irland 150.000 Arbeitsplätze gebracht", so Donelly. Nun würde der Forschungssektor aufgebaut, "damit die Konzerne bleiben". Forschung sei "die Garantie, dass wir nach der Krise schneller wachsen können."
Allerdings seien solche Investitionen in Krisenzeiten schwieriger zu argumentieren als etwa jene in den Straßenbau.
2008 haben in Österreich Staat und Unternehmen 7,5 Mrd. Euro in die Forschung investiert. Eine Evaluierung der Forschungsförderung wird im Mai präsentiert.