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Solarmodulfirma soll im besten Fall | bis Ende Oktober verkauft werden. Zivilrechtliche Ansprüche gegen die Geschäftsführung werden geprüft.
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Güssing. Die Insolvenz der Solarfabrik Blue Chip Energy GmbH erweist sich als schwerer Brocken. Vor einigen Tagen wurde der Sanierungsantrag zurückgezogen, und Blue Chip in ein Konkursverfahren überführt. Am Montag sind die Gläubigerschützer von AKV, Creditreform und KSV1870, der Insolvenzentgeltfonds, die Burgenländische Gebietskrankenkasse und die Finanz zur Prüfungstagsatzung geladen.
"Was mich stört, ist, dass zur Tagsatzung noch keine Schätzgutachten vorliegen", sagt AKV-Experte Wolfgang Hrobar. "Ich habe den Eindruck, dass der Masseverwalter Blue Chip als Ganzes verkaufen will, weil von einem Asset Deal die Rede ist", so Hans-Georg Kantner vom KSV1870. Dem pflichtet auch Gerhard Weinhofer von Creditreform bei.
Dem Vernehmen nach haben die Gläubiger bisher rund 61,82 Millionen Euro Forderungen angemeldet.
Doch die Gutachten zur Betriebsliegenschaft und zum Maschinenpark stehen noch aus. Fakt ist, dass die Hausbank, die Raiffeisenbank Burgenland, ein Pfandrecht in Höhe von sieben Millionen Euro auf der Liegenschaft hat, und auch Eigentumsvorbehalte an den Maschinen geltend macht. Damit hat die Bank beim Verkauf ein wesentliches Mitspracherecht.
Mutige Käufer gesucht
Über etwaige Interessenten gibt es kaum Anhaltspunkte. Zwar spricht Peter Schmitl, Chef der Wirtschaftsservice Burgenland Ag (Wibag), die etliche Millionen an Förderungen in die Blue Chip pumpte, von 20 Interessenten, doch Masseverwalter Wilhelm Lackner gibt sich bedeckt. So soll von "einigen Interessenten" die Rede sein. Was für Schmitl schon aus technischen Gründen nicht in Frage kommt, ist, dass ein Käufer das High-Tech-Werk in Güssing abbaut und irgendwo auf der anderen Seite des Erdballs wieder aufbaut. Das Verkaufsverfahren hat Lackner schon eingeleitet, bis Ende Oktober will er im besten Fall die Verwertung abschließen, wissen Insider. Indes soll der Masseverwalter keinen Verdacht auf strafrechtliche Handlungen gefunden haben, aber zivilrechtliche Ansprüche gegen die frühere Blue-Chip-Geschäftsführung prüfen.
"Man hat schnell etwas aus dem Boden gestampft, ohne Konzepte zu haben, ob sich das betriebswirtschaftlich auch rentiert", sagt Weinhofer. Bei Blue Chip lief von Anfang an vieles schief. Der Produktionsstart musste von Juli 2008 auf Jänner 2010 verschoben werden, weil man mit dem Maschinenlieferanten Mega-Probleme hatte. Die Strategie und Produktionsausrichtung soll mehrfach geändert worden sein, die Gesellschafter mischten sich massiv ein. Dem Vernehmen nach soll der Geschäftsführung wenig an einem Konsens mit ihnen gelegen sein. Dazu kam, dass für die Rohstoffeinkäufe das nötige Eigenkapital fehlte. Und auch die Wettbewerbslage dürfte falsch eingeschätzt worden sein. 108 Jobs wurden vernichtet.