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Gläubigerschutz bedroht?

Von Christina Mondolfo

Wirtschaft

Das Gesetz zur Hinterlegung der Bilanzen beim Firmenbuch ist bereits seit 1996 in Kraft. Doch 25% der österreichischen Unternehmen würden diese Tatsache ignorieren, sagte Johannes Nejedlik, Geschäftsführer des Kreditschutzverbandes (KSV), gestern in einer Pressekonferenz. Damit sei der Gläubigerschutz massiv bedroht, so der KSV-Chef.


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Von rund 100.000 hinterlegungspflichtigen heimischen Kapitalgesellschaften hätten laut einer KSV-Auswertung 9.600 Firmen noch nie hinterlegt, von knapp 16.900 Unternehmen würden sich nur veraltete Bilanzen im Firmenbuch finden, so Nejedlik weiter. Außerdem würden sich immer wieder unplausible Daten finden, etwa unterschiedliche Zahlen auf der Soll- und Haben-Seite einer Bilanz. Das größte schwarze Schaf bezüglich der Hinterlegungsmoral ist Wien, wo 38% der Unternehmer nicht hinterlegen, "Musterschüler" ist hingegen das Bundesland Tirol, wo nur 10% der Unternehmer ihre Hinterlegungspflicht ignorieren. Die Strafen für "Hinterlegungssünder" liegen derzeit zwischen 320 und 740 Euro.

Noch wenig durchgesetzt habe sich die elektronische Hinterlegung: Nur 8% der Unternehmen würden davon Gebrauch machen. Nejedlik führte das u.a. auf die Kosten, die dem Steuerberater bzw. Wirtschaftstreuhänder daraus erwachsen, zurück.

Offene Rechnungen

In Österreich ergibt sich jährlich ein Betrag von 38 Mrd. Euro durch offene Lieferantenrechnungen. Davon wird 1 Million Fälle mit einem Volumen von 1 Mrd. Euro an Inkassobüros weitergegeben, wodurch im Idealfall 70% der Forderungen eingebracht werden können. Die durchschnittliche Zahlungsdauer beträgt 42 Tage, der Zahlungsverzug 18 Tage. 2002 führten 5.281 Insolvenzen zu Passiva von 3,4 Mrd. Euro.

Aufgrund guter Eigenkapitalquoten hätten nur wenige Unternehmen Angst vor Basel II. Als "sehr gut" wird die Eigenkapitalquote der Pharmabranche und der Zellstoffindustrie mit über 23% bewertet. Eine "negative Eigenkapitalquote" weisen die Gastwirtschaft sowie der Nahrungs- und Genussmittelhandel auf.