Die Unternehmenspleiten sanken heuer um acht Prozent auf 5856 Fälle.
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Wien. Der Gläubigerschutzverband KSV1870 ist positiv gestimmt, was die künftige Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen betrifft. "2011 ist in einem mittelfristigen Vergleich ein helles Jahr, was die Firmenzusammenbrüche betrifft", sagt Hans-Georg Kantner, Leiter der Insolvenzabteilung des KSV1870. "Die Zahl der Unternehmenszusammenbrüche wird im nächsten Jahr auf dem Niveau 2011 liegen." Im Gegensatz zu den Prognosen des Alpenländischen Kreditorenverbands (AKV) wird es laut KSV1870 daher zu keinem Anstieg der Firmenpleiten kommen.
Demnach wurden heuer mit 5856 Unternehmensinsolvenzen rund acht Prozent weniger gezählt als im Vorjahr, und sogar 17 Prozent weniger als im Pleitenrekordjahr 2005. Rund 3255 Verfahren konnten auch eröffnet werden, das macht ein Minus von 7,6 Prozent. Noch auffälliger ist der Rückgang bei den Insolvenzverbindlichkeiten. Diese sind im Vergleich zum Vorjahr um zwei Milliarden Euro auf 2,7 Milliarden Euro gesunken. Dazu muss man aber wissen, dass sich alleine die Insolvenz der A-Tec Industries AG um Mirko Kovats mit rund 1,3 Milliarden Schulden im Vorjahr zu Buche geschlagen hat.
Das Bundesländerranking
Im Branchen-Ranking führen nach KSV1870-Angaben die Dienstleister mit 516 Millionen Euro Schulden die Negativ-Parade an, gefolgt von der Bauwirtschaft mit 318 Millionen Euro und der Maschinen- und Metallbranche mit 221 Millionen Euro Verbindlichkeiten. Bei der Zahl der Pleiten rangiert die Gastronomie auf Rang drei. "Die Gastro-Branche ist deshalb unter den Top drei, weil es so viele Gastro-Betriebe gibt", weiß Insolvenzexperte Kantner. Der Bundesländervergleich ist heuer besonders spannend. Denn Salzburg und Tirol verzeichnen starke Pleiten-Rückgänge von 33 Prozent beziehungsweise 21 Prozent, aber in Salzburg werden 67 Prozent der angemeldeten Insolvenzen und in Tirol 57 Prozent der Pleiten nicht gerichtlich abgewickelt, weil es am nötigen Kleingeld (2500 bis 4000 Euro) für die Verfahrenseröffnung mangelt. Zugleich musste Salzburg heuer mit Holmes Place, Reschreiter und Ing. Haslwanter drei Großpleiten mit insgesamt 90 Millionen Euro verkraften. Auch das Burgenland sticht im Ranking hervor. Denn alleine die Pleite der Solarmodulfabrik Blue Chip Energy steht mit 78 Millionen Euro Forderungen in der Insolvenzbilanz 2011.
Die Bundeshauptstadt Wien ist in Sachen Insolvenzverbindlichkeiten an letzter Stelle. Zwar hat Wien die meisten Insolvenzen zu verzeichnen, aber ist Schlusslicht bei der Größe der Pleiten.
Keine Krise in Österreich
Insgesamt ist der KSV1870 guter Dinge. "Die Krise hat zwar stattgefunden, es ist aber eine Krise der Politik, eine Krise im Gebäude der Europäischen Union und eine Krise des Regelwerks", sagt Kantner. "In Österreichs Wirtschaft kann man aber eine solche Krise nicht spüren." Zugleich stellt KSV1870-Vorstand Johannes Nejedlik den Firmen ein gutes Zeugnis aus: "Die Unternehmen arbeiten hart, ohne zu jammern."