)
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die neue Form der ORF-Diskussion "Offen gesagt" nutzte Sonntag die Chance, gleich doppelt live zu sein: als Direktübertragung der Debatte und als Live-Information über die Entscheidung der Franzosen über die EU-Verfassung. Das zwar vielfach erwartete, aber eben erst knapp nach Beginn der Diskussion zum Thema "Was stört uns an Europa" feststehende 55-prozentige Nein gab der Sendung bisher selten gekannten Schwung.
Die Viererrunde der Diskutanten erwies sich als geschickte Wahl. Die Sozialpartner Christoph Leitl und Herbert Tumpel, Landeshauptmann Jörg Haider und EU-Abgeordneter Johannes Voggenhuber blieben auf meist hohem Niveau relativ sachlich und enthielten sich weitgehend innenpolitischer Stehsätze. Ihre Einschätzungen des Referndums reichten von "Katastrophe" bis zu "neuer Chance", ohne allerdings neue Auswege zu weisen. Aber es ist ihnen gelungen, trotz der Hitze im Schnitt 530.000 Zuseher (vierthöchster Wert 2005) für ein bürgernäheres Europa zu interessieren, das ja auch ein Ziel der neuen Verfassung ist.
Der agile Moderator Hans Bürger konnte nämlich mit charmanter Strenge Ansätze zu Sonntagsreden abstoppen und die Debatte durch einleuchtende Fragen lebendig gestalten. Die Beteiligung von Publikum ist wohl eine gute Idee, in der Auswahl und Durchführung allerdings noch etwas verbesserungsbedürftig.