Mehr Geld für Klassenvorstand, Beratung und Mentoring - beim Lehrerdienstrecht ist eine Einigung in Sicht.
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Wien. Es gibt doch noch Überraschungen in der heimischen Bildungspolitik: In der 31. Verhandlungsrunde zum Lehrerdienstrecht dürften sich Regierung und Gewerkschaft in der Nacht auf Dienstag angenähert haben - ermöglicht wurde dies durch das nachgebesserte Angebot der Regierung, in dem unter anderem die Gleichwertigkeit aller Lehrer betont wird, die sich auch am Gehaltszettel widerspiegeln soll.
Doch während Beamtenministerin Heinisch-Hosek nach den Gesprächen am Montagabend von einem "Fast-Schon-Durchbruch" sprach, trübte BHS-Lehrervertreter Jürgen Rainer am Dienstag ihre Euphorie: "Den Eindruck, dass wir quasi auf der Zielgeraden sind, kann ich nicht bestätigen", und auch AHS-Gewerkschafter Eckehard Quin bremste: "Wir sind noch meilenweit von einem guten Dienstrecht entfernt."
Chefverhandler Paul Kimbeger ortet hingegen eine grundlegende Veränderung im Verhandlungsstil der Regierung in den vergangenen beiden Wochen: Es gebe nun das Bekenntnis, dass Lehrerarbeit mehr sei als Unterricht. Beispielsweise gilt Schüler- und Elternberatung nunmehr als Teil der Arbeit, und auch wenn das neue Dienstrecht den Lehrern wohl mehr Arbeit bescheren wird (sie sollen 24 Stunden pro Woche arbeiten anstatt wie bisher 20 bis 22) soll dies immerhin abgegolten werden: Zusätzliches Geld gibt es demnach für Klassenvorstände, Elternberatung oder Mentoring, aber auch für Fächer, die mit intensiver Vorbereitung verbunden sind (bis zu 741 Euro zusätzlich pro Monat). Dass die Lehrer nach dem neuen Regierungsvorschlag bei gleicher Ausbildung gleich bezahlt werden sollen, begrüßt Kimberger ebenfalls, und auch die von ihm geforderte Jobdescription soll kommen. "Das Ziel ist erkennbar und machbar, einige Brocken müssen aber noch diskutiert und gelöst werden", sagte Kimberger zur "Wiener Zeitung". Einer dieser Brocken ist das Unterstützungspersonal: Laut dem Regierungsvorschlag sollen langfristig "rund 2000" Personen für administrative Tätigkeit, aber auch als Schulpsychologen eingesetzt werden.
"150 Unterstützer sind lieb"
Kimberger wünscht sich "so schnell wie möglich" eine Arbeitszeitstudie, um das tatsächlich benötigte Unterstützungspersonal zu berechnen. Als "lieb gemeint" disqualifizierte Quin den Vorschlag, 150 Mitarbeiter von Post und Telekom in der Schuladministration einzusetzen - immerhin gebe es 6000 Schulen. Dass Finanzministerin Maria Fekter zugesichert habe, Supportpersonal in den Verhandlungen zum Finanzausgleich zu besprechen, begrüßt Kimberger. Der neue Entwurf sieht vor, dass Junglehrer künftig beim Berufseinstieg mehr verdienen, und zwar mindestens 2420 Euro (anstatt wie bisher 2025 bis 2293 Euro). Danach steigt das Gehalt weniger stark wie bisher. In den ersten fünf Jahren der Umstellung des Dienstrechts können Junglehrer zwischen dem alten und dem neuen Dienstrecht wählen. Auch die immer wieder diskutierte Schulautonomie wird durch den jetzigen Vorschlag gestärkt: Direktoren sollen Mitspracherecht bei Personalentscheidungen bekommen, ihre Lehrer selbst aussuchen dürfen sie wie gehabt nicht.
Die Regierung will eine Einigung vor der Wahl durchbringen und setzt neben wöchentlichen Treffen der Gewerkschaft auf Beamtenebene auf eine "Task Force". Dieser sollen neben Fekter, Heinisch-Hosek und Bildungsministerin Claudia Schmied auch Wissenschaftsminister Karl-Heinz Töchterle, Staatssekretär Josef Ostermayer und Spindeleggers Kabinettschef Jochen Danninger angehören. Bei der nächsten Runde kommende Woche sollen allerdings nur die drei Ministerinnen verhandeln.