Studie: Lesotho, Namibia und Uganda vor Österreich. | Heinisch-Hosek fordert Quoten. | Kritik an Methode. | Wien.Laut dem "Global Gender Gap Report 2009", einer Studie des World Economic Forum (Davos), ist Österreich bei der Frauen-Gleichstellung dramatisch abgestürzt: Von Platz 29 auf 42 von 134 teilnehmenden Staaten. Gemessen wird die Geschlechtergleichstellung an vier Bereichen: wirtschaftliche Partizipation und Chancengleichheit, Bildungsniveau, politische Teilhabe, Gesundheit und Lebenserwartung.
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Frauen-Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek kritisiert zwar, dass die Indikatoren der Studie sehr weit gefasst seien, dennoch lasse sich ein Trend ablesen. Denn, wie Co-Autor Ricardo Hausmann (Havard University) erklärte, haben sich seit 2006 zwei Drittel der teilnehmenden Länder verbessert. Das bedeute, dass sich die Welt in Richtung Geschlechtergleichstellung bewegt habe.
Österreich hat eine gegenteilige Entwicklung genommen. Was vor allem der ungleichen Entlohnung angelastet wird. In diesem Bereich liegt Österreich an 26. Stelle der EU-27. Im Bereich wirtschaftliche Teilnahme insgesamt auf Platz 103.
Frauen verdienten immer noch rund 25 Prozent weniger als Männer - teilzeitbereinigt -, rügt die Ministerin. Sie hofft, dass ihre Forderung nach Quoten in Aufsichtsräten und einer Einkommenstransparenz Abhilfe schafft. Hier brauche es aber die Zustimmung von Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner - und die fehle, monierte die Frauenministerin. Wie sie überhaupt das schlechte Abschneiden Österreichs beim Ranking der ÖVP zur Last legt: "Was nützt es, wenn die Frauenministerin allein Forderungen aufstellt und der Koalitionspartner hier nicht mitgeht?"
Schaut man auf das Ranking, kommen doch auch erhebliche Zweifel an der Studie auf: Zwar liegen gleich an der Spitze nach Island die skandinavischen Staaten, aber die USA sind schon auf Platz 31 und vor Österreich finden sich: Lesotho, Trinidad und Tobago, Mongolei, Mosambik, Namibia, Moldawien, Botswana, Uganda oder Kirgisistan.
Sebastian Scheele vom Gender Kompetenz Zentrum der Humboldt Universität Berlin hat eine methodische Untersuchung zu dieser Studie unternommen und kritisiert, dass relative Indikatoren herangezogen werden: "Der damit verbundene Anspruch des Berichts ist, eine Aussage über den Grad der Gleichstellung ,unabhängig vom Grad der Entwicklung zu machen." Die Aussagekraft dessen sei fraglich. Im Bereich Gesundheit wird die Lebenserwartung betrachtet, die in westlichen Ländern bei Frauen um vier bis fünf Jahre höher ist, in Namibia zum Beispiel mit 41/42 Jahre fast gleich ist und daher gendermäßig besser bewertet wird. Besonders zweifelhaft wird es für Scheele aber, wenn dem Indikator zur Lohngleichheit eine Umfrage unter den Führungskräften der Unternehmen, Mitgliedern des World Economic Forum, zugrunde liegt. "Und das obwohl weltweit zahlreiche harte Daten zu diesem Thema vorliegen."