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Neueste Erhebung der Weltbank. | Weltbevölkerung: 18,4 Prozent leben in extremer Armut. | Washington/Wien. Die weltweite Armut geht auch im 21. Jahrhundert zurück: Die Zahl der Menschen, die von weniger als einem Dollar pro Tag leben müssen (jene Grenze, ab der ausreichende Ernährung nicht mehr gewährleistet ist und die von der Weltbank als "extreme Armut" definiert wird) sinkt auf 985 Millionen und fällt damit erstmals unter die Milliarden-Grenze. Das geht aus den neuesten Entwicklungsindikatoren der Weltbank (World Development Indicators 2007) hervor.
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In Prozenten ausgedrückt bedeutet das: 18,4 Prozent der Menschheit leben gegenwärtig in extremer Armut. Zum Vergleich: Im Jahr 1981 lag der Prozentsatz noch bei 40,1 Prozent. Damals mussten noch 1,5 Milliarden Menschen mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen. Nimmt man allerdings nicht die extreme Armut, sondern die Grenze von zwei Dollar pro Tag als Maßstab (dieser Wert entspricht der Armutsgrenze in etwas reicheren Regionen in Lateinamerika und Osteuropa), so gibt es kaum Fortschritte. Erst seit Ende der 90er Jahre sinkt die Zahl der Armen nach dieser Definition, während es in den Jahren davor sogar einen Anstieg gab.
Afrika bleibt Problem
François Bourguignon, der Chefökonom der Weltbank, verweist darauf, dass es zwar auf globaler Ebene einen Rückgang der Armut gibt, die Entwicklung laufe aber regional sehr unterschiedlich.
Während in Asien aufgrund des rasanten Wirtschaftswachstums in China die extreme Armut um fast 10 Prozent zurückgegangen ist, hat sie sich im südlichen Afrika lediglich stabilisiert: 42 Prozent lebten dort 1981 von weniger als einem Dollar pro Tag, heute sind es 41 Prozent. In absoluten Zahlen hat sich die Zahl der extrem Armen im südlichen Afrika fast verdoppelt (von 168 auf 298 Millionen), weil die Bevölkerung insgesamt seit 1981 deutlich gewachsen ist.
Auch die Kluft zwischen Arm und Reich ist trotz des generellen Rückgangs der Armut in einigen Regionen größer geworden, sagt Bourguignon. Aufgrund mangelnder Bildung oder Gesundheit konnten Arme oft nicht vom wirtschaftlichen Aufschwung profitieren. "Wachstum ist zwar zur Verringerung von Armut notwendig, es ist aber nicht der einzige entscheidende Faktor", so der Weltbank-Chefökonom.
Zwiespältig ist das Bild in Lateinamerika: Dort fällt zwar der Anteil jener, die mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen, seit 1981 von 28 auf 22 Prozent. In absoluten Zahlen steigt aber ihre Anzahl von 104 auf 122 Millionen, nicht zuletzt aufgrund der Argentinien-Krise zu Beginn des Jahrzehnts.
Chinas Einfluss auf den weltweiten Rückgang der Armut ist übrigens enorm: Seit 1981 gibt es eine halbe Milliarde weniger Arme in China. Das entspricht exakt dem Rückgang auf globaler Ebene. Oder anders betrachtet: Ohne China bliebe die Zahl der Armen weltweit konstant.