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Globaler Leitsender

Von Gerald Schmickl

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Auch medial gibt es dieser Tage natürlich kein anderes Thema als jenes, das wir buchstäblich rund um die Uhr serviert bekommen. Der ORF hat vom Tag des Terrors in den USA bis gestern um 10 Uhr vormittags in einer Marathon-ZIB durchgehend Berichte, Analysen, Stellungnahmen und Dokumentationen über die Katastrophe gebracht, das schwelende Feuer sozusagen auch telegen am Köcheln gehalten. Derlei Ereignisse erfordern auch für TV-Anstalten eine Art Notfalls-programmierung und geordnete Aufmarschpläne. Der ORF, durch Katastrophen wie Lassing und Kaprun schon geübt im schnellen und ausdauernden Einsatz, erwies sich auch diesem GAU als gewachsen, indem er sein gesamtes personelles und technisches Informationspotenzial ausschöpfte.

In solchen Tagen steht das Prestige eines öffentlich-rechtlichen Senders natürlich besonders auf dem Prüfstand, da gilt es, die private Konkurrenz klar an Kompetenz zu übertreffen. Was in diesem Fall gar nicht leicht war, da die spektakulären Bilder - und jeden Tag kommen noch neue hinzu: die entführten Flugzeug von vorne, hinten und unten beim Hineinkrachen ins WTC - weit eher der crashigen und trashigen Ästhetik der Privaten entsprechen. Aber auch bei den "Rahmenprogrammen" haben Sender wie RTL und besonders n-tv (in patriotischem Anflug könnte man meinen, dort wo die Österreicher das Sagen haben) längst zu den Öffentlich-Rechtlichen aufgeschlossen, indem sie das Geschehen dokumentarisch und analytisch begleiten. Wer wirklich am neuesten Stand sein wollte, musste freilich bei CNN bleiben, dem globalen Leitsender nicht nur dieser Tage.