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Es ist alles sehr kompliziert in dieser Republik. Das ist Pech, wenn man gerade kein Glück hat.
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Die kommenden Tage bieten wieder einmal die Gelegenheit, sich in komprimierter Form auf den neuesten Stand zum Zustand der Republik zu bringen.
Am Sonntagabend wird sich am Ergebnis der Salzburger Landtagswahl der Wasserstand in Sachen Unzufriedenheit in der Republik ausloten lassen. Vor allzu selbstgewissen Prognosen sei gewarnt: Es ist erst sieben Wochen her, dass der Kärntner Urnengang die Alleswisser Demut lehrte, weil keiner das satte Minus für den an sich beliebten Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) kommen gesehen hatte.
Den Löwenanteil an Aufmerksamkeit wird zweifellos das Abschneiden der FPÖ beanspruchen: Den Freiheitlichen winkt aufgrund der glücklichen Kombination eines freundlichen Antlitzes mit Herbert Kickls polarisierender Härte der erstmalige Sprung über die 20-Prozent-Marke und damit Platz zwei in Salzburg. Der Einzug der Kommunisten in den Landtag ausgerechnet in der Hauptstadt der prächtigsten Barockkulissen wird den einen ein Schmunzeln und anderen ein Kopfschütteln entlocken. So oder so werden sich die Leiden der SPÖ am eigenen Wesen nur weiter verschärfen.
Für die Koalition im Bund werden sich, wie ohnehin immer, keinerlei Lehren aus dem Urteil der Wähler ergeben. Für die ÖVP bleibt die Welt in Ordnung, wenn ihr Platz eins und der Landeshauptmann erhalten bleiben; dabei ließe sich durchaus analysieren, ob der Verzicht auf Nonsens-Politik überhaupt noch Vorteile bringt. Auch die Grünen scheinen ausreichend gefestigt, sodass ihnen ein weiteres Ergebnis weit hinter ihren eigentlichen Möglichkeiten nichts ausmacht.
Am Montag startet dann die größte Oppositionspartei ihre eigene Variante von politischem Roulette: Bis zum 10. Mai sind 148.000 zahlende Mitglieder der SPÖ aufgerufen, die von bezahlten Berufsfunktionären und Mandatsträgern über Jahre angerichtete Malaise wieder in Ordnung zu bringen. Das ist schon deshalb unmöglich, weil nach der Abstimmung ohnehin wieder die angeblichen Profis die weitere Regie übernehmen werden. Immerhin werden wir bei der Gelegenheit erfahren, wie ernst überhaupt noch die Mitglieder ihre eigene Partei und deren tragende Rolle in der Zweiten Republik nehmen.
Ab da werden sich unweigerlich sämtliche Parteien für die immer näher rückende Nationalratswahl rüsten. Mit ein bisschen Glück werden sich die einen oder anderen zuvor noch fragen, wie es bloß geschen konnte, dass eines der teuersten Gesundheitssysteme gerade bei der Notaufnahme anklopft - und was man da eigentlich jetzt dagegen tun sollte. Aber das Glück ist ein Vogerl und die Gesundheitspolitik unendlich kompliziert.