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Pro Jahr schließen Hunderte Bauern ihren Stall. | Einige Züchter setzen auf Alternativen wie Bio-Freilandhaltung.
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Wien. "Schweinchen Babe" - wer kennt dieses glückliche Film-Ferkel nicht, dass ungestört auf einem Bauernhof groß werden durfte und dabei alle Freiheiten hatte? Doch dieses Hollywood-Bild schrammt krass an der Realität vorbei. In der Regel werden Schweine nicht älter als sechs Monate und fristen ihr Dasein im Stall und sehen kaum Sonnenlicht.
Warum das so ist? Die Konsumenten sind nur in den seltensten Fällen bereit, den Mehraufwand, den ein "glückliches Schwein" verursacht, zu bezahlen. Ein Kilo Schweinefleisch vom Diskonter um 3,89 Euro ist für das Geldbörsl eben schonender, als für dieselbe Menge 12 Euro oder mehr zu zahlen.

Aus diesem Grund gibt es in Österreich auch nur wenige Betriebe, die sich auf die Produktion von "glücklichem Schweinefleisch" spezialisiert haben. Einer von ihnen ist der Biohof Labonca in der Steiermark. Pro Jahr werden hier an die 200 Schweine geschlachtet - aber nur bei abnehmendem Mond, "weil die Tiere da ruhiger sind", sagt Labonca-Gründer Franz Wirth im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Die Schweine, die hier geschlachtet werden, dürfen 14 Monate im Freiland herumlaufen, sich suhlen, die Gegend erkunden und im Boden wühlen, während Schweine aus Mastbetrieben bereits nach einem halben Jahr geschlachtet werden. Dieser Luxus hat aber seinen Preis. Wirth: "Unser Fleisch kostet etwa das Vierfache vom normalen Nettopreis." Während also ein konventioneller Schweinebauer netto 1,38 für ein Kilo Fleisch bekommt, kommt ein Kilo vom Labonca-Hof auf netto 5 bis 5,50 Euro.
Der hohe Preis ist auch der Grund, warum es sich Wirth nicht leisten kann, die toten Tiere nur zum Teil in Fleisch oder Wurst umzuwandeln. "Wir verarbeiten alles - vom Rüssel bis zum Schwanzerl", sagt der Lebensmittelhersteller. Konventionelle Schlachtbetriebe gehen dabei laut Branchenkennern schon zum Teil anders vor. "Der Lungenbraten wird in Österreich verkauft, während der Rest freudestrahlend in Drittstaaten exportiert wird."
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Selbstversorger beim Schweinefleisch
Obwohl sich in der Vergangenheit immer mehr Betriebe spezialisiert haben, schreitet das Sterben der Schweinebauern, die im Durchschnitt 50 Stück Borstenvieh ihr Eigen nennen, dennoch voran. Gab es in Österreich 1980 noch mehr als 202.000 Schweinehalter, waren es 2009 nur noch etwas mehr als 38.000. Zurückzuführen ist diese Entwicklung teilweise auf den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union im Jahr 1995 und der damit verbundenen Öffnung der Märkte und dem Wegfall geschützter Preise, erklärt, der Obmann des Verbands Österreichischer Schweinebauern, Walter Lederhilger. Von den verbliebenen Schweinehaltern sind aber nur zwischen 8000 und 9000 für die heimische Fleischproduktion von Bedeutung, da sie über eine entsprechende Betriebsgröße verfügen. Die überwiegende Mehrheit der Bauern halte sich Schweine für den Eigenbedarf, so die Information der Landwirtschaftskammer Österreich (LK).
Aufgrund des Strukturwandels ist auch der Schweinebestand zurück gegangen, aber bei weitem nicht so stark. In Summe gab es 1980 noch mehr als 3,7 Millionen Schweine in Österreich, während es 2009 nur noch 3,12 Millionen waren.
Trotz dieser Entwicklung müssen die Österreicher aber nicht auf ihr Schnitzel, ihren Schweinsbraten oder ihre Koteletts verzichten. Dank Zuchterfolgen und verbesserter Fütterung haben die Tiere "bei weniger Input gleich viel Fleisch", erklärt Landwirtschaftskammer-Experte Adolf Marksteiner. In Summe produzierten Österreichs Schweinezüchter im Vorjahr laut Statistik Austria nicht ganz 512.000 Tonnen Fleisch (Bruttoeigenerzeugung). Da der Fleischkonsum aber lediglich knapp 473.000 Tonnen verbraucht wurden, ergab sich ein Überschuss beziehungsweise ein Selbstversorgungsgrad von 108 Prozent.