Das Gebäude Rathausstraße 1 steht seit 2014 leer - und hat bereits Kosten von mehreren Millionen Euro verursacht.
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Wien. "Wiens früheres Rechenzentrum wird abgerissen", hieß es Ende 2013, "der markante Zweckbau von Architekt Harry Glück in der Rathausstraße 1 wird durch einen schlichten Neubau ersetzt."
Ende Februar 2016 steht das Gebäude an der Kreuzung Josefstädter Straße/Landesgerichtsstraße noch immer da. Und es ist leer. Die MA14 (EDV) wurde in den 22. Bezirk verlagert, Teile der Magistratsdirektion und ein Schulungszentrum mussten absiedeln. Die Garage, die früher rund 50.000 Euro im Monat eingespielt hat, wirkt jetzt wie eine verlassene Geisterhalle. Und der Baurechtszins für die Liegenschaft wurde mit Beginn des heurigen Jahres fällig. Er schlägt mit rund 700.000 Euro pro Jahr zu Buche, wie Sigrid Oblak, Geschäftsführerin der Immobilieneigentümerin Wien-Holding, gegenüber der "Wiener Zeitung" bestätigt.
"Ein Höchstmaß an Eleganz, technischer Einfachheit und Energieeffizienz" bescheinigte Oblak im Jahr 2013 dem Neubau, für den eigens ein EU-weiter Architektur-Wettbewerb mit 145 Einreichungen ausgeschrieben worden war. Doch dann musste das Siegerprojekt überarbeitet werden. Denn die Anrainer fürchteten um die Sichtachse zwischen der Josefstädter Straße und dem Stephansdom. Also wurde die Länge des Gebäudes verringert.
Keine Baugenehmigung
Im März 2015 wurde dann seitens der WSE (Wiener Standortentwicklung GmbH) der Abriss für den Sommer angekündigt, die Bauarbeiten sollten im Herbst beginnen. Im Herbst 2015 hieß es dann aber erneut: Bitte warten. "Fehlgeschlagene Verhandlungen mit einem potenziellen Mieter", lautete die Begründung dafür. Und bis heute gibt es keine Baubewilligung.
Laut einem Rathaus-Insider soll das ganze Projekt bis jetzt mehr als 4 Millionen Euro verschlungen haben, ohne dass bis dato irgendetwas geschehen ist - mit Ausnahme des Bauträgerwettbewerbes und der Planungsleistungen. Und da sind die 700.000 Euro an Baurechtszins für heuer noch nicht mit eingerechnet. Dem Vernehmen nach soll die Projektgesellschaft nun deswegen auch in massiven finanziellen Schwierigkeiten stecken. "So sieht es aus, wenn die Stadt mit einer eigenen Gesellschaft Geschäfte macht", meinen Kritiker.
Den Grund für die ganze Misere vermuten eben jene in einem generell zu hoch angesetzten Quadratmeterpreis von etwa 25 Euro. Angeblich hätte sich die dafür verantwortliche Wien Holding ursprünglich darauf verlassen, bei der Ersatzquartiersuche des sanierungsbedürftigen Parlaments zum Zug zu kommen. Doch im Finanzministerium sei man nicht bereit gewesen, mehr als 22,80 Euro pro Quadratmeter zu bezahlen. Und jetzt gebe es keine anderen Interessenten mehr, heißt es.
"Ausreichend Interessenten"
"Stimmt nicht", sagt Oblak zur "Wiener Zeitung". "Es gibt ausreichend Interessenten." Sie verweist auf das langwierige Bauverfahren, weil die betroffenen Bezirken 1 und 8 nach wie vor Einsprüche bei den Sondergenehmigungen nach Paragraph 69 erheben. "Der Bauakt liegt in den Bezirken, und wir harren einer Baubewilligung." Nachsatz: "Wenn ich nicht weiß, wann ich eine Baubewilligung bekomme, beziehungsweise wann ich zu bauen beginnen kann, kann ich auch keinen ernsten Miet- oder Kaufvertrag mit einem Interessenten machen." Abgesehen davon habe man sich selbst die Auflage erteilt, erst ab einem Vermietungsgrad von etwa 75 Prozent mit dem Bauen zu beginnen.
Die bisher entstandenen Kosten will Oblak nicht beziffern, allerdings betont sie, dass es sich um keinen verlorenen Aufwand handle - schließlich könne man auf die erbrachten Planungsleistungen zurückgreifen, sobald es eine Baubewilligung gebe.
Laut Oblak müssen jetzt die Bezirke das Projekt binnen sechs Monaten in ihren Bauausschüssen behandeln. Wird es abgelehnt, gibt es nach weiteren sechs Monaten die Möglichkeit eines sogenannten Derogationsantrages - damit geht der Akt dann in die nächste Instanz, zum Landesverwaltungsgerichtshof. "Wie lange dieser dazu braucht, ist offen - da gibt es dann überhaupt keine Fristen mehr", gibt Oblak zu.
Dass der Grund für die derzeitige Situation an der mangelnden Kommunikation mit den Anrainern beziehungsweise den Bezirken liege, glaubt die Geschäftsführerin nicht. "Das Projekt ist das Ergebnis eines Architektur-Wettbewerbes und wurde von der Jury so ausgewählt. Abgesehen davon ist das Siegerprojekt ein sehr gemäßigtes, dessen Umriss kleiner ist als der des bestehenden Gebäudes." Insofern gibt sich Oblak betont optimistisch.
Auch bei der Baupolizei glaubt man nicht, dass das Projekt am Ende beim Landesverwaltungsgerichtshof landen könnte - zumal die größte "Bremserin" des Projekts, Ursula Stenzel, nun nicht mehr Bezirksvorsteherin sei. "Die Bauausschüsse beider Bezirke haben bereits eine gemeinsame Sitzung für Mitte März ausgeschrieben, in der das Projekt dargestellt wird. Das ist ein gutes Zeichen", meint der Leiter MA37 (Baupolizei), Gerhard Cech. Der neue City-Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP) zeigt sich nicht grundsätzlich abgeneigt gegenüber dem Projekt, verweist aber auf die bevorstehende Sitzung.
Ein baldiger Baubeginn ist also auch weiterhin nicht in Sicht.