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Auch das Gute und das Böse dieser Welt brauchen Moderatoren - Gesichter und Stimmen, die alleine schon durch ihre Anwesenheit so etwas wie Glück oder Unglück signalisieren. Barbara Stöckl ist im ORF für das Gute zuständig. In einer Mischung aus Glücksfee und Volksanwältin bringt sie frohe Botschaften übers Land, sei's in Form von Geldsegen im "Millionen-Quiz" oder als Handreichung im "Help TV", wie zuletzt am Mittwoch in der Spezialsendung zum Thema "Euro". Da wird die österreichische Gesellschaft in soziologisch mustergültiger Repräsentativität im Studio versammelt und darf ihre Ängste formulieren. Stöckl schafft dazu die Atmosphäre fast idealer Kommunikationsbedingungen, wie sie dem in diesen Tagen geehrten Philosophen Jürgen Habermas theoretisch vorschweben: Jeder darf alles sagen - und alle miteinander reden. Da kommt zwar nicht immer was dabei heraus, aber die Stöckl vermittelt stets das Gefühl, es werde schon irgendwie gut gehen. Sogar mit dem Euro.
Für das Böse ist im ORF Friedrich Orter zuständig. Wenn es sich irgendwo auf der Welt zeigt und menschliches Unglück und Elend hinterlässt, ist Orter an Ort und Stelle. Sein beeindruckendes filmisches Tagebuch über die Tour und Tortur durchs Bergland von Afghanistan, am Mittwoch in einer "Spezial-ZiB 2" gezeigt (es war ein "Spezial TV"-Tag), machte die Verlorenheit und Hoffnungslosigkeit dieses Landstrichs besonders deutlich. Orters mit gefasster Grabesstimme gesprochene Kommentare und sein nunmehriger Zustand der Ausgezehrtheit machen das Leid auch stellvertretend in gerade noch bewältigbarer Dosis anschaulich. Darin liegt der einzige Trost. Ansonst vermittelt Orter eher das Gefühl, dass alles immer noch ein wenig schlimmer wird, als bisher angenommen.