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GM steckt in den roten Zahlen fest

Von Franz Steinbauer

Wirtschaft

Fast 40 Milliarden Dollar Verlust bei US-Autobauer General Motors. | Schwäche der US-Konjunktur wird GM-Krise wohl noch verschärfen. | Detroit/Wien. Der größte US-Autohersteller General Motors (GM) - und Erzrivale von Toyota - kämpft an vielen Fronten, um wieder dauerhaft profitabel zu werden. Nicht nur die immer schärfer werdende Konkurrenz der asiatischen Autobauer und das süß-saure Verhältnis zur US-Gewerkschaft UAW (United Auto Workers) liegen GM im Magen, sondern auch die schwächelnde amerikanische Wirtschaft.


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Der Rekordverlust von fast 40 Milliarden Dollar (27,5 Milliarden Euro) für das abgelaufene Geschäftsjahr lässt nach einer Phase der Hoffnung wieder Zweifel an der Sanierungsstrategie des traditionsreichen Unternehmens aufkommen, die offenbar stärker auf Kostensenkungen als auf gelungenem Marketing beruht. GM will 74.000 Beschäftigten, die in der UAW organisiert sind, den Ausstieg mit hohen Sonderabfertigungen schmackhaft machen. Dadurch könnte der Konzern den Einfluss der Gewerkschaft entscheidend schwächen und anschließend neue Mitarbeiter zu niedrigeren Löhnen einstellen. GM rechnet damit, dass die Fixkosten des Autoherstellers in Zukunft um vier bis fünf Milliarden Dollar sinken, ein Großteil davon geht laut GM-Finanzchef Frederick Henderson auf die Kostenreduktion bei den Löhnen zurück. Ob GM bereits 2011 in die Gewinnzone vorstoßen könnte, will Henderson allerdings nicht beantworten.

Automarkt in der Krise

Nachdem der Dauerkonflikt mit der Gewerkschaft vorerst befriedet scheint, könnte jedoch der US-Konsument GM einen dicken Strich durch die Rechnung machen. Höhere Treibstoffpreise und die sich ausweitende Kreditkrise lassen die Amerikaner bei großen Anschaffungen immer vorsichtiger agieren.

Die US-Autoverkäufe bewegen sich auf einem deutlich niedrigeren Niveau als 2005 bei der Erstellung des Krisenplans angenommen, bestätigt Henderson.

In der Tat schrumpfte der amerikanische Automarkt im vergangenen Jahr um 2,5 Prozent auf nur noch 16,15 Millionen Neuwagen, was der niedrigste Stand seit Ende der 1990er Jahre ist. In diesem Jahr könnte es noch schlimmer kommen, Experten rechnen mit einem Absatz von lediglich 15,5 Millionen bis 15,9 Millionen Autos.

In Europa, wo GM vor allem die Marken Opel und Vauxhall vertreibt, läuft das Geschäft im Moment zwar etwas besser, GM-Chef Rick Wagoner ist aber trotzdem nicht zufrieden: "In Europa hatten wir kein gutes Quartal." Die deutsche Tochter Opel schaffte es 2007 zwar zum zweiten Mal in Folge in die schwarzen Zahlen, ein deutlicher Absatzrückgang im Heimatmarkt drückte den Gewinn jedoch massiv.

Das GM-Werk in Wien-Aspern ist laut Werksleitung von den Sparplänen des US-Autobauers derzeit nicht betroffen.

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Wissen: General Motors

(ede) General Motors (GM) gilt seit mehr als 70 Jahren als der größte Automobilhersteller der Welt. Im vergangenen Jahr hat jedoch der japanische Toyota-Konzern mit den Amerikanern beinahe gleichgezogen. Toyota vermeldete Anfang dieses Jahres offiziell einen weltweiten Absatz von 9,366 Millionen Fahrzeugen - lediglich rund 3000 weniger als sein US-Konkurrent, der heuer seinen 100. Geburtstag feiert.

General Motors wurde 1908 von William C. Durant gegründet und erwarb noch im selben Jahr die Firmen Buick und Oldsmobile. Während der 1920er- und 1930er-Jahre kaufte General Motors die Firma Yellow Coach, half die Buslinien von Greyhound aufzubauen und ersetzte Nahverkehrszüge durch Busse.

GM gründete in der Folge weitere Tochterunternehmen, um andere Firmen, die Straßenbahnen herstellten, aufzukaufen und die eingesetzten Bahnen durch Busse zu ersetzen. 1930 kaufte GM den Bahnmotorhersteller Winton Engine auf und stellte die Produktion von Elektroauf Dieselmotoren um.

Am 31. Dezember 1955 verkündete General Motors als erstes amerikanisches Unternehmen einen jährlichen Umsatz von über einer Milliarde US-Dollar. Im Jahr 2007 setzte der Konzern 181,1 Milliarden Dollar um - um zwölf Prozent weniger als im Jahr davor.

GM produziert weltweit auf lokalen Märkten und besitzt Marken in allen Kernmärkten der Welt. Zu GM gehören unter anderem Buick, Cadillac, Chevrolet, Hummer, Opel, Pontiac, Saab und Saturn.

Über finanzielle Beteiligungen und technologische Kooperationen arbeitet GM mit Isuzu Motors und Suzuki Motor zusammen. Mit Toyota und BMW wurden Entwicklungsabkommen geschlossen. Darüber hinaus gibt es mit einer Reihe von Autoherstellern Joint Ventures in der Volksrepublik China und in Russland.

Am 14. Februar 2005 wurde die Zusammenarbeit mit Fiat eingestellt. Gegen Zahlung von 1,55 Milliarden Euro kaufte sich GM von der im Jahr 2000 eingegangenen Verpflichtung frei, Fiat vollständig zu übernehmen, und veräußerte seinen bestehenden Anteil von 10 Prozent. Auch weitere europäische Engagements stehen wegen ihrer mangelnden Rentabilität auf dem Prüfstand.

Im Rahmen des Sanierungskurses verkaufte GM im Frühjahr 2006 für 14 Milliarden Dollar 51 Prozent seiner Finanzsparte GMAC Financial Services an ein Konsortium unter Führung des Hedge Fonds Cerberus Capital Management - in Österreich Eigentümer der ehemaligen Gewerkschaftsbank Bawag.

+++ Die Geburtsstunde von General Motors Austria schlug im August 1963. Am 15. Oktober 1982 startete die Produktion im Motorenwerk in Wien-Aspern mit 1600 Mitarbeitern. Kostenpunkt: Umgerechnet 712 Millionen Euro. Die Produktionsanlagen wurden in den folgenden Jahren laufend erweitert. Im September 1994 erfolgte die Umbenennung in Opel Austria. Die Bilanz zum 15-jährigen Jubiläum des Asperner Werks: 5,6 Millionen Motoren, 8,2 Millionen Getriebe und 1,1 Millionen 16V-Zylinderköpfe.

Im Dezember 1997 startete im Werk Aspern die Produktion des neuen, verbrauchsarmen Ecotec Compact-Motors. Die Beschäftigtenzahl war bis zu diesem Zeitpunkt bereits auf 3000 gestiegen.

Im Jahr 2001 wurde das Motoren- und Getriebewerk in Opel Austria Powertrain GmbH und im Juli 2005 in General Motors Powertrain umbenannt.

Das Werk liefert rund 90 Prozent seiner Produktion an die Konzernmarken Opel/Vauxhall und 10 Prozent an den früheren GM-Partner Fiat.