)
Fritz Gurgiser, Chef des Transit-Forums, droht nun mit Straßenblockaden und Klagen: Brüssel führe mit dem Auspuff einen "gnadenlosen Krieg gegen die Alpen".
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
"In Faustschlagmanier hat sich die EU über Verträge hinweggesetzt." Gurgiser hält die Entscheidung für verfassungswidrig. Der "gemeinschaftliche Besitzstand" gebe kein Recht auf die Zerstörung von Lebensräumen. Innerhalb der nächsten vier Wochen muss Tirol das Immissionsschutzgesetz Luft umgesetzt werden. Sollte die Landesverwaltung nicht rechtzeitig Maßnahmen einleiten, will Gurgiser eine Anzeige wegen Amtsmissbrauch einbringen. Auch eine Anzeige gegen Tirols Landeshauptmann Herwig van Staa sei möglich. Gurgiser stellt van Staa die Rute ins Fenster: "Die Zeit der Ankündigungen ist vorbei." Der größter Trumpf des Transit-Gegners sind die Menschen an Tauern- und Phyrnautobahn. Sie stünden voll hinter ihm und seien jederzeit zu neuerlichen Straßenblockaden bereit.
Der Verkehrsclub (VCÖ) fürchtet nun eine Verdreifachung des Verkehrs. "Die Interessen der Frächter wiegen in Brüssel mehr als die Gesundheit der Menschen," konstatiert VCÖ-Experte Wolfgang Rauh. Werde der Lkw-Verkehr nicht gedrosselt, so steigen die CO2-Emissionen von 640.000 auf 840.000 Tonnen und die Rußpartikel von 300 auf 380 Tonnen. Die Behinderung des Transitverkehrs durch Kontrollen sei zu wenig, auch die heimischen Laster müssten gebremst werden, da diese 90 Prozent aller Lkw ausmachen.
Wenig Verständnis für die EU-Kritiker hat Verkehrsexperte Hermann Knoflacher. Österreich bekomme jetzt die Rechnung für seine falsche Verkehrspolitik präsentiert, denn es habe jahrelang Autobahnen auf Pump gebaut, aber nichts in den Bahnausbau investiert. Der Versuch die "EU für dumm zu verkaufen", sei gescheitert. Knoflacher fordert einen sofortigen Straßenbaustopp und ein Lkw-Fahrverbot. Die Ankündigung strengerer Kontrollen sei eine Farce: "Wir haben die Exekutive auf nichts abgemagert und sollen nun die Kontrollen verschärfen?" Mit einer demotivierten Truppe könne man aber nicht auf's Feld laufen.