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Golanhöhen - Zankapfel zwischen Israel und Syrien

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Strategische Bedeutung und Streit um Wasser prägen den Konflikt.


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Wien. Die Golanhöhen, ein rund 1150 Quadratkilometer umfassendes Hochplateau zwischen dem See Genezareth und der syrischen Hauptstadt Damaskus, sind wegen ihrer strategischen Bedeutung und der dort bestehenden Wasserreserven seit Jahrzehnten ein Zankapfel zwischen Syrien und Israel, das das Gebiet seit dem Sechstagekrieg im Juni 1967 besetzt hat.

Mitte der Achtzigerjahre des 19. Jahrhunderts entstanden dort die ersten jüdischen Siedlungen der modernen Geschichte. Zwischen 1891 und 1894 erstand Baron Edmond James de Rothschild - vom Pariser Zweig der Familie - rund 150.000 Dunam Land (ein syrischer Dunam entspricht 919 Quadratmeter) zum Bau von Siedlungen, die russische Agudat Ahim kaufte rund 100.000 Dunam Land. Häufige arabische Angriffe, die türkische Bürokratie, Seuchen und wirtschaftliche Misserfolge ließen aber die jüdischen Siedlungen bis 11920 wieder verschwinden. 1923 wurden die Golanhöhen durch ein Abkommen zwischen England und Frankreich vom britischen Mandatsgebiet Palästina abgetrennt und dem französischen Mandatsgebiet Syrien/Libanon angeschlossen.

Bedrohung Israels

Als die Franzosen ihr Mandat 1944 beendeten, wurden die Golanhöhen Teil des neugegründeten Staates Syrien. Nach dem arabisch-israelischen Krieg 1948/49 wurde das Gebiet durch das Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und Syrien zum Teil entmilitarisiert. In den folgenden Jahren gab es jedoch tausende bewaffnete Zwischenfälle an der Grenze. Grund dafür waren immer wieder Konflikte über den Status der entmilitarisierten Zone und Streit über die Wasserreserven.

Bis zum Sechs-Tagekrieg vom Juni 1967 waren die Golanhöhen immer wieder Ausgangspunkt für den Beschuss israelischer Dörfer. Im April 1967 schoss Israel nach einem derartigen Angriff sechs syrische MIG-Maschinen ab und warnte das Nachbarland vor weiteren Attacken.

Im Sechs-Tagekrieg eroberten die Israelis die Golanhöhen am 9. und 10. Juni 1967. Zwischen 80.000 und 130.00 Menschen flohen während der Kampfhandlungen und nur etwa 7000 Menschen, mehrheitlich Drusen, verblieben auf den Golanhöhen. Bei den Kampfhandlungen fielen 115 Israelis und geschätzte 2.500 Syrer

Während des Yom-Kippur-Krieges im Oktober 1973 eroberte vorerst die syrische Armee den größten Teil der südlichen Golanhöhen, bevor sie von den Israelis wieder zurückgedrängt wurden. Das 1974 zwischen Syrien und Israel vereinbarte Waffenstillstandsabkommen beließ den größten Teil der Golanhöhen in der Hand der Israelis. Rund 30 Prozent unterstehen Syrien. In diesem Gebiet liegen heute rund 40 Städte und Dörfer. 1975 übergab Israel einen schmalen entmilitarisierten Streifen, in den die Zivilbevölkerung zurückkehrte und mit Hilfe der syrischen Regierung ihre Orte mit der Ausnahme der Stadt Quneitra wiederaufbauten.

Mit Verabschiedung der Resolution 350 durch den UNO-Sicherheitsrat wurde am 31. Mai 1974 die Entsendung eines UN-Truppenkontingents (Undof) auf die Golanhöhen beschlossen.

Die Golanhöhen standen von 1967 bis 1981 unter israelischer Militärverwaltung. Am 14. Dezember 1981 verabschiedete das israelische Parlament das Golanhöhen-Gesetz, das die Anwendung der israelischen Gesetze, Rechtssprechung und Verwaltung für das Gebiet vorsieht.

Die praktische, wen auch nicht formelle Annexion der Golanhöhen durch Israel wurde international nicht anerkennt und der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen erklärte mit seiner Resolution 242 die Golanhöhen zum besetzten Gebiet.

Friedensverhandlungen

In von den USA vermittelten Friedensverhandlungen versuchten Israel und Syrien 1999/2000 zu einer Lösung zu gelangen, die einen israelischen Rückzug im Austausch für eine dauerhafte Friedensstruktur, Anerkennung und volle Normalisierung der Beziehungen erreichen sollte. Die Gespräche scheiterten an der Forderung Syriens, Zugang zum See Genezareth - Israels größter Wasserreserve - zu erhalten. Auch weitere Vermittlungsversuche in den Jahren bis 2009 scheiterten. 2010 sagte Israels Außenminister Avigdor Lieberman, dass Syrien seinen Traum der Rückgabe der Golanhöhen aufgeben solle.