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Gold glänzt nicht immer

Von Barbara Ottawa

Wirtschaft
Barbara Ottawa ist freie Journalistin und berichtet vorwiegend über Investitionen und Pensionskassen.

In Krisenzeiten investieren viele gern in Gold, aber nach der Krise kann auch dieses Edelmetall an Glanz verlieren: Das zeigen die Erfahrungen der Jahre nach 1980.


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Die Angst vor einer weiteren Abwertung des Dollars und vor einem neuerlichen Zusammenbruch der Finanzmärkte haben die Nachfrage nach und damit den Preis von Gold in den vergangenen Monaten in die Höhe schnellen lassen. Mitte Oktober erklomm der Goldpreis sein Allzeithoch von mehr als 1070 US-Dollar pro Feinunze (die 31,10 Gramm entspricht).

Ein solcher Wert war während des letzten "Goldrausches" Anfang des Jahres 1980 bei weitem nicht erreicht worden. Damals lag der Höchstpreis bei 850 Dollar, obwohl einige Wirtschaftsforscher meinen, dass diese Zahl inflationsbereinigt deutlich über dem derzeitigen Handelswert liegt. In dieser Zeit des Kalten Krieges schürte der sowjetische Militäreinsatz in Afghanistan Befürchtungen einer Destabilisierung der Weltwirtschaft. Doch die Angst ging beinahe so schnell, wie sie gekommen war, und bereits 1981 fiel der Goldpreis wieder steil ab auf 500 US-Dollar.

Ein ähnliches Szenario sehen Analysten im derzeitigen Marktumfeld. Einige halten fest, dass ein Goldpreis zwischen 750 US-Dollar und 850 US-Dollar auf längere Sicht gerechtfertigter scheint als das derzeitige Preisniveau.

Martin Maier, Geschäftsführer der Allianz Invest KAG, führt das Problem des Wechselkurses an: "Wenn der Goldpreis steigt, aber der US-Dollar fällt, muss man das als Euro-Investor in die Berechnungen seines Ertrages mit einbeziehen."

Maier gibt auch zu bedenken, dass Gold sich oft mit dem US-Dollar mitbewegt. Das heißt: Wenn dieser fällt, dann steigt der Goldpreis, weil das Edelmetall als eine Art Krisenwährung betrachtet wird.

Viel weniger als früher scheint der Goldpreis in den letzten Jahren von der Sorge um Inflation getrieben zu sein, denn auch in Zeiten ohne Geldentwertung hat der Goldpreis eine dramatische Entwicklung genommen. Jens Ehrhardt, Vorstandsvorsitzender des Vermögensverwalters DJE in Deutschland, glaubt daran, dass Goldinvestitionen auf lange Sicht "keine schlechte Idee" sind, da die weltweite Goldproduktion seit ein paar Jahren rückläufig sei und damit das Angebot geringer werde.

China hat vor etwa zwei Jahren im Goldabbau Südafrika als größten Lieferanten für das Edelmetall abgelöst. Der asiatische Staat hat damit eine strategische Position in einem Markt, der für die eigene Regierung von Interesse ist, denn im heurigen Frühjahr hat China seine Goldreserven aufgestockt, um vom US-Dollar weniger abhängig zu sein.

Der Goldpreis ist seit den frühen 1970ern mehr denn je Spekulationsobjekt geworden, seit die USA im Zuge des Vietnamkrieges den "Goldstandard" - also die Kopplung des Dollars an das Edelmetall - aufgeben mussten. Das Bretton-Woods-Abkommen, das dafür die Basis gebildet hatte, war 1944 unterzeichnet worden und hatte fixe Wechselkurse für diverse Währungen festgelegt - auf Basis eines Gold-gestützten US-Dollars.